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MP3 Hörproben aus der CD
Eine audiophile Produktion in Direkt-2-Track-Stereo

Johannes Brahms (1833-1897):
Ein deutsches Requiem Opus 45
"Londoner Fassung" für Soli, Chor & Klavier zu vier Händen,
bearbeitet vom Komponisten selbst.

Maulbronner Kammerchor
Heidi Elisabeth Meier ~ Sopran
Josef Wagner ~ Bariton
GrauSchumacher ~ Piano Duo:
(Andreas Grau & Götz Schumacher)
Künstl. Leitung: Prof. Jürgen Budday

Ein Konzertmitschnitt von Andreas Otto Grimminger
und Josef-Stefan Kindler aus dem Herrenrefektorium des
UNESCO-Weltkulturerbes Kloster Maulbronn
in Zusammenarbeit mit Jürgen Budday,
vom 1. & 2. Oktober 2011.

Tonmeister: Andreas Otto Grimminger.
Mastering: Andreas Otto Grimminger & Josef-Stefan Kindler.
Photography: Josef-Stefan Kindler.
Artwork & Coverdesign: Josef-Stefan Kindler.

CD Audio · DDD · Spielzeit: ca. 70 Minuten
KuK 105, ISBN 978-3-942801-05-8, EAN 42 6000591 078 0
Copyright by K&K Verlagsanstalt anno 2012.


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Das Werk

1868 am Karfreitag, dem 10. April, erlebte das Requiem in Bremen in der sechssätzigen Gestalt seine Uraufführung. Brahms leitete selbst die Bremer Singakademie, die Karl Martin Reinthaler sorgfältig auf die Novität vorbereitet hatte. Zu der Aufführung waren aus ganz Deutschland die Freunde von Brahms erschienen. Clara Schumann notierte in ihrem Tagebuch: "...Mich hat dieses Requiem ergriffen, wie nie eine Kirchenmusik... Ich musste immer, wie ich Johannes so dastehen sah mit dem Stab in der Hand, an meines teuren Roberts Prophezeiung denken - lasst den nur mal erst den Zauberstab ergreifen, und mit Orchester und Chor wirken - welche sich heute erfüllt. Der Stab wurde wirklich zum Zauberstab und bezwang Alle, sogar seine entschiedensten Feinde. Das war eine Wonne für mich, so beglückt fühlte ich mich lange nicht. Nach der Aufführung war ein Souper in Rathskeller, wo Alles jubelte - es war ein Musikfest." Nach der Bremer Aufführung kehrte Brahms nach Hamburg zurück. Hier vollendete er das Werk durch die Hinzufügung des Satzes "Ihr habt nun Traurigkeit", der im Autograph des Particells mit "Hamburg Mai 68" abgeschlossen wird. 1869 wurde schließlich das vollständige Werk am 18. Februar in Leipzig unter Karl Reinecke aufgeführt. Eduard Bernsdorf, der Kritiker der Zeitschrift "Signale für die musikalische Welt", der zehn Jahre früher das d-Moll-Klavierkonzert ein Stück von "trostloser Öde und Dürre" genannt hatte, kam nun nicht umhin, in seiner Kritik am 22. Februar 1869 zu schreiben: "...so muss man das in Rede stehende Brahms'sche Werk zu den bedeutsamsten Thaten zählen, die von unserer jüngeren und jüngsten Componisten - Generation ausgegangen sind, wie man es im Besonderen auch die bedeutendste der Brahmsschen Hervorbringungen selbst nennen muss. Vor allen Dingen gibt sich darin ein Streben nach dem Hohen und Edeln kund und, was damit zusammenhängt, das vollständige Negieren des Gewöhnlichen und Banalen..."

Johannes Brahms Johannes Brahms selbst fertigte eine vierhändige Klavierfassung seines Deutschen Requiems an, die 1871 zum ersten Mal in London erklang. Es war im 19. Jahrhundert üblich, Musik in oft vereinfachter Version für Klavierduo zu bearbeiten. Dies war in gewisser Weise der Vorläufer der Schallaufnahme, denn nur so war es für musikalische Amateure möglich, große Werke auch außerhalb des Konzertsaals zu erleben - und zwar durch das eigene Spiel am Klavier. Brahms selbst bearbeitete sein Werk für Klavier vierhändig; unter anderem wohl aus der Überzeugung, wenn es denn sein müsse, wäre er wohl selber der beste Kandidat für die Aufgabe. Dass er diese Arbeit insgesamt für unwürdig, aber wohl notwendig hielt, geht daraus hervor, dass er sich weigerte, seinen Namen auf dem Titelblatt als Arrangeur vermerkt zu haben; und als dies dennoch geschah, ließ er auf eigene Kosten die schon gedruckten Exemplare einziehen und mit neuen Titelblättern versehen, auf denen er als Arrangeur nicht mehr genannt ist. In einem Brief schreibt Brahms ironisch: "Ich habe mich der edlen Beschäftigung hingegeben, mein unsterbliches Werk auch für die vierhändige Seele genießbar zu machen. Jetzt kann´s nicht untergehen."

Auch wenn es wohl nicht der grundsätzlichen Vorstellung der Meisters entsprach, bietet die Klavierfassung wesentlich mehr Raum für Dynamik und dient somit auch der Spannung des Werkes. Voraussetzung dafür ist ein Chor und ein Dirigent, die eben im Minimalismus der Instrumentierung eine Chance, ja eine Herausforderung sehen, um jene tiefen Momente mit der ganzen Spannung die die menschliche Stimme birgt, auszufüllen. Dass die Klavierfassung von Brahms selbst erarbeitet wurde, kommt der vokalen Aufführung entgegen, da er eigenhändig, wie oben schon zitiert, seine Vorstellung ob der atmosphärischen Form der Darbietung festlegte. Spannend ist es allemal, wenn der Kammerchor fühlbar in Wort und Werk aufgeht und den Mut zeigt, sich auch mental dem Sinn des Requiems hinzugeben.


Weitere Informationen zum Werk · Das Libretto (deutsch & englisch)

Die Mitwirkenden


Maulbronner Kammerchor
Der Maulbronner Kammerchor wurde 1983 von seinem Leiter Jürgen Budday anlässlich einer Einladung für eine USA-Tournee gegründet. So kam es zu der bemerkenswerten Situation, dass das erste Konzert des Chores überhaupt in der Trinity Church, Wall Street, New York stattfand. Das vornehmliche Interesse des Maulbronner Kammerchores ist der Interpretation von a cappella-Literatur gewidmet, wobei der Schwerpunkt auf der Musik des 19. und 20. Jahrhunderts liegt. Parallel dazu führt der Chor im Rahmen der Maulbronner Klosterkonzerte seit 1997 jährlich ein Oratorium von Georg Friedrich Händel in historischer Aufführungspraxis auf. Alle Produktionen wurden auf CD aufgenommen. Damit nimmt der Maulbronner Kammerchor discographisch in Bezug auf Händel-Oratorien eine führende Stellung ein.
Im bundesdeutschen Raum erhielt der Chor u.a. Einladungen zu der Kammermusikreihe der Dresdner Philharmonie, zu den Kreuzgangkonzerten im Kloster Walkenried, zu den 1. Internationalen Festtagen Geistlicher Musik in Rottenburg, zum Europäischen Musikfest Passau, zum Europäischen Musikfest Stuttgart, zum Festival Europäische Kirchenmusik in Schwäb. Gmünd, zum Internationalen Chorleiterforum Limburg oder zum Kultursommer Rheinland-Pfalz 2010. Zahlreiche Reisen führten das Ensemble in mehrere europäische Länder, in die USA und viermal nach Südamerika (Argentinien, Uruguay, Brasilien). Eine besondere Ehre erfuhr der Chor durch die Einladung zur Zimriya in Israel als offizieller Vertreter der Bundesrepublik Deutschland (1992). 2001 und 2007 folgte der Chor Einladungen zu Namibia-Südafrika-Tourneen. 2008 eröffnete der Chor das "Gaude-Mater"-Festival in Tschenstochau/Polen mit Bachs h-Moll-Messe.

Der Maulbronner Kammerchor wurde 1998 Sieger beim 5. Deutschen Chorwettbewerb in Regensburg in der Kategorie "Erwachsenenchöre". Im November 1998 gewann der Chor den Wettbewerb in Prag im Rahmen der 12. Internationalen Chortage und wurde als bester Chor des Festivals ("Laureat des Prager Festivals") ausgezeichnet. 2009 errang das Ensemble beim Internationalen Kammerchorwettbewerb in Marktoberdorf den 2. Preis ("international herausragend"). Beim Internationalen Chorwettbewerb auf Malta wurde der Chor als zweifacher Kategoriesieger und bester Chor des Wettbewerbs ausgezeichnet. Dem Chor wurden in den vergangenen Jahren mehrere Uraufführungen anvertraut. Vom Maulbronner Kammerchor liegen mehrere Rundfunkproduktionen (SDR, MDR, BR, Polnischer Rundfunk) sowie 19 CD-Publikationen vor, darunter die Händel-Oratorien "Jephtha", "Joshua", "Israel in Egypt", "Samson", "Saul", "Judas Maccabäus", "Salomon", "Belshazzar" und "Messiah" sowie die Mozart-Fassung des "Messias".

Heidi Elisabeth Meier (Sopran)
Heidi Elisabeth Meier studierte Konzert- und Operngesang an der Hochschule für Musik und Theater in München und schloss ihr Studium mit dem Meisterklassendiplom ab. Als Mitglied der Opernschule sang sie u. a. Das Schlaue Füchslein von Leos Janàcek und in Händels "Rodrigo" die Esilena im Münchner Prinzregententheater. Im letzten Jahr des Studiums gastierte sie am Münchner Staatstheater am Gärtnerplatz. Von 2003 bis 2006 war sie im Ensemble des Theater Freiburg und u. a. als Donizettis Adina ("Elisir d'amore") und Lucia di Lammermoor, Offenbachs Olympia ("Hoffmanns Erzählungen") und Puccinis Musetta ("La Bohème") zu hören. Seit 2006 ist die Sängerin an der Staatsoper Nürnberg engagiert. Sie debütierte mit Mozarts Sandrina ("Finta Giardiniera") und sang dort seither u. a. Mozarts Susanna ("Le nozze di Figaro"), Verdis Gilda ("Rigoletto"), Glucks Euridice ("Orfeo ed Euridice"), Humperdincks Gretel ("Hänsel und Gretel"), Henzes Manon ("Manon Lescaut") und Strauss' Sophie ("Der Rosenkavalier"), mit der sie im September 2007 in Hongkong mit dem Hongkong Symphony Orchestra gastierte. Seither hat sich ihr Mozartrepertoire noch um die Rollen der Pamina ("Die Zauberflöte") und der Konstanze ("Die Entführung aus dem Serail") erweitert. Die Königin der Nacht sang sie an der Oper Frankfurt/Main, dem Aalto-Theater Essen, am Theater Brandenburg, am Badischen Staatstheater Karlsruhe, an der Komischen Oper Berlin und 2009 beim Würzburger Mozart-Festival. Im Juli 2010 konnte sie eine weitere Paraderolle des lyrischen Koloraturfaches mit der Zerbinetta in Richard Strauss' "Ariadne auf Naxos" am Staatstheater Nürnberg zu ihrem Repertoire hinzufügen. Heidi Meiers Konzerttätigkeit umfasst das ganze "klassische" Repertoire von Bach über Mozart, Mendelssohn, Beethoven, Brahms und Orff bis hin zur zeitgenössischen Musik, was u. a. zu einer CD-Produktion mit dem Deutschen Symphonieorchester unter Kent Nagano mit Schönbergs "Jakobsleiter" und zur Teilnahme am Lucerne Festival 2007 in der Schweiz führte, sowie zu wiederholten Einladungen bei nationalen und internationalen Orchestern, wie dem Royal Scottish National Orchestra, der Tschechischen Philharmonie in Prag und Brünn, dem NDR Hannover und in die USA. Sie gewann 2003 den Anneliese-Rothenberger-Gesangswettbewerb und wurde im November 2009 mit dem Bayerischen Kunstförderpreis ausgezeichnet. Kürzlich wurde Heidi Elisabeth Meier vom Deutschlandradio zur besten Opernsängerin des Jahres 2010 gewählt.

Josef Wagner (Bariton)
Die musikalische Ausbildung des 1975 in Niederösterreich geborenen Bassbaritons begann in einem Knabenchor sowie mit Violin- und Klavierunterricht. Nachdem er sich für den Gesang entschieden hatte, studierte er an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Wichtige künstlerische Impulse erhielt er in Meisterklassen von Paul Esswood, Walter Berry und Christa Ludwig. Sein gegenwärtiger Lehrer ist der Tenor Wicus Slabbert. Nach seinem Bühnendebut mit Don Alfonso ("Così fan tutte" und Dulcamara ("Elisir d´amore") wurde er 2002 Ensemblemitglied der Wiener Volksoper. Im Sommer 2006 gab Josef Wagner als Don Cassandro ("La Finta semplice") sein Début bei den Salzburger Festspielen. Während der Saison 2006/2007 sang er an der Genfer Oper, an der Opera Ireland und am Hyogo Performing Arts Centre in Japan. Josef Wagner ist auch ein gefragter Konzertsänger, dessen Repertoire vom Barock bis zu zeitgenössischen Werken reicht. So konzertierte er u.a. unter den Dirigenten Ton Koopmann, Dennis Russel Davies und Nikolaus Harnoncourt im Wiener Musikverein und im Wiener Konzerthaus.

GrauSchumacher ~ Piano Duo
Andreas Grau & Götz Schumacher
Klug zusammengestellte Programme sind das Markenzeichen, mit dem sich Andreas Grau und Götz Schumacher als eines der international renommiertesten Klavierduos profiliert haben. Ihr Miteinander am Klavier lässt sie als künstlerische Seelenverwandte erscheinen. Mit ihrem weit reichenden Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten waren sie Gast bei diversen Festivals und Konzerthäusern (u.a. Kölner Philharmonie, Berliner Philharmonie, Schwetzinger Festspiele, Salzburger Festspiele, Tonhalle Zürich, Klavierfestival "La Roque d'Anthéron"), und sie arbeiteten mit Dirigenten wie Michael Gielen, Lothar Zagrosek, Emanuel Krivine, Heinz Holliger, Kent Nagano, Bertrand de Billy, Andrej Boreyko, Georges Prêtre und Zubin Mehta zusammen. Zu den jüngeren Projekten gehören Konzerte mit dem Deutschen Symphonie-Orchester und dem Konzerthausorchester Berlin, dem Radiosymphonieorchester Wien und dem Orchestre National de Lyon sowie Auftritte beim Internationalen Musikfestival Luzern, im Wiener Konzerthaus und an der "Cité de la Musique" in Paris. Den Hang zu ausgefeilten Programmkonzepten dokumentieren auch ihre CD-Einspielungen. Ihre Aufnahme von Stockhausens "Mantra" wurde von "Le monde de la musique" und "Diapason" ausgezeichnet. "The Gramophone" kürte die CD "Visions de l'Amen" mit Werken von Messiaen und Schütz/Kurtág zur "Editor's Choice". Mit gleich zwei herausragenden Konzertereignissen in Berlin starteten Andreas Grau und Götz Schumacher in die Saison 2010/11: Beim Musikfest Berlin trat das Duo im September mit dem Bayerischen Staatsorchester München unter Kent Nagano in der Berliner Philharmonie auf; im Oktober eröffnete es die erfolgreiche Serie der Mozart-Matineen am Konzerthaus Berlin mit dem Konzerthausorchester und seinem Chefdirigenten Lothar Zagrosek.

Jürgen Budday ~ Dirigent / Künstl. Leitung
Jürgen Budday ist Gründer und künstlerischer Leiter des Maulbronner Kammerchores. Seit 1979 ist Jürgen Budday am Evangelisch-theologischen Seminar Maulbronn tätig. Damit übernahm er gleichzeitig die künstlerische Leitung der Maulbronner Klosterkonzerte sowie der Kantorei Maulbronn. 1992 folgte die Ernennung zum Studiendirektor und 1995 zum Kirchen­musikdirektor. 1998 wurde Jürgen Budday für seine musikpädagogische Arbeit das "Bundesverdienstkreuz am Bande" und der Bruno-Frey-Preis der Landesakademie Ochsenhausen verliehen.
Neben weiteren Auszeichnungen, wie dem Dirigentenpreis bei den Internationalen Chortagen in Prag, ist er seit 2002 Vorsitzender des Beirats Chor beim Deutschen Musikrat, womit ihm die Gesamtleitung und der Jury-Vorsitz des Deutschen Chorwettbewerbs übertragen wurde. Die Evang. Landeskirche Württemberg verlieh Jürgen Budday 2008 ihre höchste Auszeichnung, die Johannes-Brenz-Medaille in Silber. 2011 folgte die Verleihung des Ehrentitels "Professor" für sein künstlerisches und pädagogisches Wirken.
Internationale Beachtung und höchstes Kritikerlob fanden die auf CD dokumentierten Aufführungen der Oratorien von G.F. Händel. Seine Diskographie umfasst neben Messen und zahlreichen Chorwerken bis dato 10 Händel-Oratorien unter der Mitwir­kung von Solisten wie Emma Kirkby, Michael Chance, Nancy Argenta, Mark Le Brocq u.v.a.m.
"Außer Robert King und Peter Neumann mit seinem Kölner Kammerchor hat wohl kein Dirigent und hat kein Chor so konsequent und so viele Händel-Oratorien aufgenommen wie Jürgen Budday mit seinem Maulbronner Kammer­chor." (Dr. Karl Georg Berg, Händelgesellschaft zu Halle 2008)

Maulbronner Kammerchor

Sopran

Claudia Fischer, Teresa Frick, Ute Gerteis, Hannah Glocker, Elisabeth Hofmann, Ilka Hüftle,
Mathilde Klinkmüller, Amrei Kriener, Veronika Miehlich, Simone Obermeyer, Birgit Petkau,
Irene Schallhorn, Isabelle Seibert, Sabine Stöffler, Karin Unold, Irene Vorreiter

Alt

Katharina Bihlmaier, Erika Budday, Corinna Classen, Rebekka Eberhardt, Beata Fechau,
Roswitha Fydrich, Kathrin Gölz, Marianne Kodweis, Marie König, Marianne Krämer,
Clarissa Müllerschöen, Hella Pilz, Margret Sanwald, Renate Secker, Angelika Stössel,
Bettina van der Ham, Corinna Welsch

Tenor

Tobias Bastian, Sebastian Fuierer, Andreas Gerteis, Uli Kiefner, Hartmut Meier,
Konrad Mohl, Rolf Most, Bernd Reichenecker

Bass

Simon Albrecht, Jo Dohse, Bernhard Fräulin, Daniel Fritsch, Leonid Grau, Matthias Heieck,
Eberhard Maier, Burkhard Miehlich, Werner Pfeiffer, Frieder Weckermann

Authentic Classical Concerts zu veröffentlichen, heisst für uns, herausragende Aufführungen und Konzerte für die Nachwelt festzuhalten und zu vermitteln. Denn Künstler, Publikum, Werk und Raum treten in einen intimen Dialog, der in Form und Ausdruck - in seiner Atmosphäre - einmalig und unwiederbringlich ist. Diese Symbiose, die Spannung der Aufführung dem Hörer in all ihren Facetten möglichst intensiv erlebbar zu machen, indem wir die Konzerte direkt in Stereo-Digital aufzeichnen, sehen wir als Ziel, als Philosophie unseres Hauses. Das Ergebnis sind einzigartige Interpretationen von musikalischen und literarischen Werken, schlichtweg - audiophile Momentaufnahmen von bleibendem Wert. Blühende Kultur, dem Publikum vor Ort und nicht zuletzt auch Ihnen zur Freude, sind somit jene Werte, welche wir in unseren Editionen und Reihen dokumentieren.

Die Konzerte im UNESCO Weltkulturerbe Kloster Maulbronn, bieten in vielfacher Hinsicht die idealen Voraussetzungen für unser Bestreben. Es ist wohl vor allem die Atmosphäre in den von romantischem Kerzenlicht erhellten Gewölben, der Zauber des Klosters in seiner unverfälschten sakralen Ausstrahlung und Ruhe, die in ihrer Wirkung auf Künstler und Publikum diese Konzerte prägen. Renommierte Solisten und Ensembles der grossen internationalen Bühnen sind gerne und vor allem immer wieder hier zu Gast - geniessen es in der akustisch und architektonisch vollendeten Schönheit des Weltkulturerbes in exquisiten Aufführungen weltliche und sakrale Werke darzubieten, die wir in unserer Edition Kloster Maulbronn dokumentieren.

Andreas Otto Grimminger & Josef-Stefan Kindler
K&K Verlagsanstalt

Johannes Brahms
Ein deutsches Requiem,
nach Worten der heiligen Schrift
Opus 45

Johannes Brahms
A German Requiem,
To Words of the Holy Scriptures
Opus 45

1. Satz ~ Chor
Selig sind, die da Leid tragen [10:56]

Ziemlich langsam und mit Ausdruck
Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden. (Matth. 5:4)
Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. Sie gehen hin und weinen und tragen edlen Samen und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben. (Ps. 126:5,6)


1st Movement ~ Chorus
Blessed are they who carry suffering [10:56]

Rather slow and with expression
Blessed are they that mourn: for they shall be comforted. (Matthew 5:4)
They that sow in tears shall reap in joy. They that go forth and weep, bearing precious seed, shall doubtless come again with rejoicing, bringing their sheaves with them. (Psalm 126:5-6)


2. Satz ~ Chor
Denn alles Fleisch, es ist wie Gras [14:18]

Langsam, marschmäßig
Denn alles Fleisch, es ist wie Gras und alle Herrlichkeit des Menschen wie des Grases Blumen. Das Gras ist verdorret und die Blume abgefallen. (1. Petr. 1:24)

Etwas bewegter
So seid nun geduldig, lieben Brüder, bis auf die Zukunft des Herrn. Siehe, ein Ackermann wartet auf die köstliche Frucht der Erde und ist geduldig darüber, bis er empfange den Morgenregen und Abendregen. (Jac. 5:7)

Tempo I
Denn alles Fleisch es ist wie Gras und alle Herrlichkeit des Menschen wie des Grases Blumen. Das Gras ist verdorret und die Blume abgefallen. (1. Petr. 1:24)

Un poco sostenuto
Aber des Herrn Wort bleibet in Ewigkeit. (1. Petr. 1:25)

Allegro non troppo
Die Erlöseten des Herrn werden wieder kommen, und gen Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen und Schmerz und Seufzen wird weg müssen. (Jesaja 35:10)


2nd Movement ~ Chorus
For all flesh, it is as grass [14:18]

Slow
For all flesh is as grass, and all the glory of man as the flower of grass. The grass withers, and the flower thereof falleth away. (1 Peter 1:24)

A bit more moving
Be patient therefore, brethren, unto the coming of the Lord. Behold, the husbandman waiteth for the precious fruit of the earth, and has long patience for it, until he receive the morning and evening rain. (James 5:7)

Tempo I
Denn alles Fleisch es ist wie Gras und alle Herrlichkeit des Menschen wie des Grases Blumen. Das Gras ist verdorret und die Blume abgefallen. (1. Petr. 1:24)

Un poco sostenuto
But the word of the Lord endureth for ever. (1 Peter 1:25)

Allegro non troppo
And the ransomed of the Lord shall return, and come to Zion with songs and everlasting joy upon their heads: they shall obtain joy and gladness, and sorrow and sighing shall flee away. (Isaiah 35:10)


3. Satz ~ Bariton und Chor
Herr, lehre doch mich [9:39]

Andante moderato - Allegro moderato
Herr, lehre doch mich, dass ein Ende mit mir haben muss, und mein Leben ein Ziel hat, und ich davon muss. Siehe, meine Tage sind einer Hand breit vor dir, und mein Leben ist wie nichts vor dir. Ach, wie gar nichts sind alle Menschen, die doch so sicher leben. Sie gehen daher wie ein Schemen, und machen ihnen viel vergebliche Unruhe; sie sammeln und wissen nicht wer es kriegen wird. Nun Herr, weß soll ich mich trösten? Ich hoffe auf dich. (Ps. 39:5-8)
Der Gerechten Seelen sind in Gottes Hand und keine Qual rühret sie an. (Weis.Sal. 3:1)


3rd Movement ~ Baritone and Chorus
Lord, teach me [9:39]

Andante moderato - Allegro moderato
Lord, make me to know mine end, and the measure of my days, what it is: that I may know how frail I am. Behold, thou hast made my days as an handbreadth; and mine age is as nothing before thee. Surely every man walks in a vain show: surely they are disquieted in vain: he heaps up riches, and knows not who shall gather them. And now, Lord, what wait I for? My hope is in thee. (Psalm 39:4-7)

The souls of the righteous are in the hand of God and there shall no torment touch them. (Wisdom of Solomon 3:1)


4. Satz ~ Chor
Wie lieblich sind deine Wohnungen [5:06]

Mäßig bewegt
Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr Zebaoth! Meine Seele verlanget und sehnet sich nach den Vorhöfen des Herrn; mein Leib und Seele freuen sich in dem lebendigen Gott. Wohl denen, die in deinem Hause wohnen, die loben dich immerdar. (Ps. 84:2,3,5)


4th Movement ~ Chorus
How lovely are thy dwellings [5:06]

Moderately moving
How lovely are thy tabernacles, O Lord of hosts! My soul longs, yea, even faints for the courts of the Lord: my heart and my flesh cries out for the living God. Blessed are they that dwell in thy house: they will always be praising thee. (Psalm 84:1.2.4)


5. Satz ~ Sopran und Chor
Ihr habt nun Traurigkeit [6:59]

Langsam
Ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch wieder sehen und euer Herz soll sich freuen und eure Freude soll niemand von euch nehmen. (Joh. 16:22)
Sehet mich an: Ich habe eine kleine Zeit Mühe und Arbeit gehabt und habe großen Trost funden. (Sirach 51:35)
Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet. (Jes. 66:13)


5th Movement ~ Soprano and Chorus
You now have sadness [6:59]

Slow
And ye now therefore have sorrow: but I will see you again, and your heart shall rejoice, and your joy no man taketh from you. (John 16:22)
Behold with your eyes, how that I have but little labour, and have gotten unto me much rest. (Ecclesiasticus 51:27)
As one whom his mother comforts, so will I comfort you. (Isaiah 66:13)


6. Satz ~ Bariton und Chor
Denn wir haben hie keine bleibende Statt [11:20]

Andante
Denn wir haben hie keine bleibende Statt, sondern die zukünftige suchen wir. (Hebr. 13:14)
Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden; und dasselbige plötzlich, in einem Augenblick, zu der Zeit der letzten Posaune.

Vivace
Denn es wird die Posaune schallen, und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden. Dann wird erfüllet werden das Wort, das geschrieben steht: Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg? (1. Kor. 15:51-55)

Allegro
Herr, du bist würdig zu nehmen Preis und Ehre und Kraft, denn du hast alle Dinge erschaffen, und durch deinen Willen haben sie das Wesen und sind geschaffen. (Off.Joh. 4:11)

6th Movement ~ Baritone and Chorus
For here we have no lasting place [11:20]

Andante
For here have we no continuing city, but we seek one to come. (Hebrews 13:14)
Behold, I show you a mystery: we shall not all sleep, but we shall all be changed, in a moment, in the twinkling of an eye, at the last trump.


Vivace
For the trumpet shall sound, and the dead shall be raised incorruptible, and we shall be changed. Then shall be brought to pass the saying that is written, Death is swallowed up in victory. O death, where is thy sting? O grave, where is thy victory? (1 Corinthians 15:51-52,54-55)

Allegro
Thou art worthy, o Lord, to receive glory and honour and power: for thou hast created all things, and for thy pleasure they are and were created. (Revelation 4:11)


7. Satz ~ Chor
Selig sind die Toten [12:20]

Feierlich
Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben, von nun an. Ja der Geist spricht, dass sie ruhen von ihrer Arbeit; denn ihre Werke folgen ihnen nach. (Off.Joh. 14:13)

7th Movement ~ Chorus
Blessed are the dead [12:20]

Solemn
Blessed are the dead, which die in the Lord, from henceforth. Yea, says the Spirit, that they may rest from their labours; and their works do follow them. (Revelation 14:13)


Das Werk

Zu der Entstehungsgeschichte des Brahms'schen Requiem


Zu der Entstehungsgeschichte des "Deutschen Requiem" bringt die Biografik häufig einander widersprechende Daten, und so sei hier die Chronologie des Werkes angeführt.

1854 entsteht unter dem Eindruck der Katastrophe um Robert Schumann in Düsseldorf ein Sarabandenthema, das für eine "Sonate für zwei Klaviere" geschrieben, aber später ausgeschieden wurde und die Grundlage für den II. Satz des "Deutschen Requiem" bildete.

1856 arbeitet Brahms hieran weiter und gestaltet aus diesem Thema den Trauermarsch und das Trio des II. Satzes. Daher ist ganz eindeutig zu konstatieren, dass der II. Satz die Wurzel des Requiems bildet und somit das gesamte Werk ganz eigentlich dem Andenken an Robert Schumann - nach dessen Tode am 29. Juli 1856 - gewidmet zu sein scheint.

1858 - 1861 komponiert Brahms den I. Satz. Der II. Satz ist zu diesem Zeitpunkt bis auf die Coda fertig.

1861 notiert sich der Komponist die Texte I bis IV des späteren Requiems auf der freien Rückseite eines Manuskriptes des vierten Magelonenliedes, sowie Tonart und Tempoangabe für die beiden ersten Sätze.

1865 entsteht in Hamburg unter dem Eindruck des Todes seiner Mutter der IV. Satz. Clara Schumann lobt ihn in einem Brief an Brahms vom 1. Mai: "...Der Chor aus dem Requiem gefällt mir sehr, ich denke er muss wunderschön klingen... ich hoffe Du lässt das Requiem nicht verduften, wirst es auch nach so schönem Anfang nicht thun..."

1866 weilt Brahms im Frühjahr bei seinem Freunde Julius Allgeyer in Karlsruhe und schreibt hier an dem III. Satz. Im Juni ist Brahms in der Schweiz, vollendet den III. Satz und fügt in Zürich dem Konzept von 1861 die Texte V-VII an, dieses ist deutlich dem unterschiedlichen Duktus der Handschrift zu entnehmen. Es ist festzustellen, dass in dieser Zeit Brahms die Gesamtkonzeption des "Deutschen Requiem" klargeworden sein muss. Er komponiert in Zürich im August die Sätze VI und VII und spielt diese dann Clara Schumann in Baden-Baden vor, die in ihrem Tagebuch notiert:"...Johannes hat mir einige prachtvolle Sätze aus einem deutschen Requiem vorgespielt, dann auch ein Streichquartett in c-Moll. Das Requiem hat mich aber noch freudiger bewegt, es ist voll zarter und wieder kühner Gedanken. Wie es klingen wird, das kann ich mir nicht so klar vorstellen, aber in mir klingt es herrlich..." Die Formulierung "deutsches Requiem" fällt hier zum ersten Male. Die häufig anzutreffende Bemerkung, Brahms habe den Titel "Ein deutsches Requiem" aus Schumanns Projektenbuch entlehnt, hat Brahms selbst widerlegt, als er am 22. Dezember 1888 an Clara Schumann schreibt: "...Eben lese ich in einem Kalbeckschen (übrigens sehr schönen) Aufsatz, dass Dein Mann sich den Titel "Deutsches Requiem" notiert hatte! Das ist mir ganz neu und unerwartet, und Du wirst es wohl auch nicht wissen, hast wenigstens dessen nie erwähnt!?..."

1867 werden die ersten drei Sätze in einem Gesellschaftskonzert in Wien am 1. Dezember unter Johann Herbeck uraufgeführt. Joseph Joachim, der Ohren- und Augenzeuge dieser Aufführung war, hat in einem Brief an seine Frau, der unmittelbar nach der Aufführung geschrieben wurde, berichtet: "...Die einzige volle Freude habe ich eben gehabt, wo die drei ersten Sätze von Brahms Requiem im Gesellschafts-Concert, wenn auch unvollkommen ausgeführt, gemacht wurden. Die Musik ist auf gleicher Höhe mit der Idee des Ganzen, von einer Tiefe der Empfindung, einem Schwung der Auffassung, einer Originalität der Conception, die Brahms für mich zu einem erhabenen Menschen stempelt, dem gegenüber ich nie an Kleinigkeiten, die mir an ihm nicht recht sind, mäkeln werde. O Uzzi, könnte ich das Werk einmal so einstudieren, wie ich's fühle und Du zuhören! Wo, wann wird das sein? Ich wollte, Bronsart lernte das Stück kennen und begeisterte sich dafür, wie ich! Vielleicht ließe er es dann mit Muße in den Sommermonaten schon einstudieren, und brächte es dann nächsten Herbst. Wer weiß, wie lange Brahms noch wird schmachten müssen, ehe er es hört wie sich's gebührte. - Das Publikum hörte mit Teilnahme zu - eine kompakt kleine Partei mit Weihe und Enthusiasmus; einiges zischendes Gesindel konnte doch den Sieg nicht erringen, Brahms wurde laut gerufen, und der Beifall hielt an, obwohl er 5 Minuten lang brauchte, um vom Saal über die Treppe ins Orchester zu kommen."

1868 am Karfreitag, dem 10. April, erlebte das Werk in Bremen in der sechssätzigen Gestalt seine Uraufführung. Brahms leitete selbst die Bremer Singakademie, die Karl Martin Reinthaler sorgfältig auf die Novität vorbereitet hatte. Zwischen dem III. und IV. Satz spielte Joseph Joachim das Andante aus dem a-moll-Konzert von Johann Sebastian Bach, ein kleines Andante von Tartini und das Abendlied aus op. 85 von Robert Schumann; er begleitete seine Frau Amalie nach Schluss des "Deutschen Requiem" zu der Arie "Erbarme dich" aus der Matthäus-Passion von Bach mit Orchester und obligater Violine. Den Abschluss des "geistlichen Konzertes" bildeten die Arie "Ich weiß, dass mein Erlöser lebt" sowie die Chöre "Seht, das ist Gottes Lamm" und das "Halleluja" von Händel. Zu der Aufführung waren aus ganz Deutschland die Freunde von Brahms erschienen. Auch der Vater, Jakob Brahms, kam aus Hamburg herüber und genoss es sichtlich, an dem Triumph seines Sohnes teilzunehmen. Das Werk hatte einen außerordentlichen Erfolg, und Clara Schumann notierte in ihrem Tagebuch: "...Mich hat dieses Requiem ergriffen, wie nie eine Kirchenmusik... Ich musste immer, wie ich Johannes so dastehen sah mit dem Stab in der Hand, an meines teuren Roberts Prophezeiung denken - lasst den nur mal erst den Zauberstab ergreifen, und mit Orchester und Chor wirken - welche sich heute erfüllt. Der Stab wurde wirklich zum Zauberstab und bezwang Alle, sogar seine entschiedensten Feinde. Das war eine Wonne für mich, so beglückt fühlte ich mich lange nicht. Nach der Aufführung war ein Souper in Rathskeller, wo Alles jubelte - es war ein Musikfest." In einer Rede von Karl Reinthaler wurde Brahms sehr gefeiert und das Requiem als ein "Epoche machendes Werk" bezeichnet. Tatsächlich hat das "Deutsche Requiem" den Ruf des Komponisten weltweit begründet und Reinthalers Charakterisierung des Werkes ist berechtigt. Das "Deutsche Requiem" nahm bald den ersten Platz unter den größeren geistlichen Werken in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein, es erlebte von 1867 bis 1876 nach einer von Max Kalbeck ermittelten Statistik 85 Aufführungen und verdrängte neben anderen Oratorien auch Mendelssohns "Elias" und "Paulus" fast vollständig vom Repertoire. Nach der Bremer Aufführung kehrte Brahms nach Hamburg zurück. Hier vollendete er das Werk durch die Hinzufügung des Satzes "Ihr habt nun Traurigkeit", der im Autograph des Particells mit "Hamburg Mai 68" abgeschlossen wird. 1869 wurde schließlich das vollständige Werk am 18. Februar in Leipzig unter Karl Reinecke aufgeführt. Eduard Bernsdorf, der Kritiker der Zeitschrift "Signale für die musikalische Welt", der zehn Jahre früher das d-Moll-Klavierkonzert ein Stück von "trostloser Öde und Dürre" genannt hatte, kam nun nicht umhin, in seiner Kritik am 22. Februar 1869 zu schreiben: "...so muss man das in Rede stehende Brahms'sche Werk zu den bedeutsamsten Thaten zählen, die von unserer jüngeren und jüngsten Componisten - Generation ausgegangen sind, wie man es im Besonderen auch die bedeutendste der Brahmsschen Hervorbringungen selbst nennen muss. Vor allen Dingen gibt sich darin ein Streben nach dem Hohen und Edeln kund und, was damit zusammenhängt, das vollständige Negieren des Gewöhnlichen und Banalen..."Viel mehr als in unserem Jahrhundert beschäftigte sich der schöpferische Mensch des 19. Jahrhunderts mit den Fragen des Lebens und Sterbens. Auch die Komponisten setzten sich mit diesen Fragen auseinander und schufen in ihren Requiem-Vertonungen individuelle Bekenntnisse, in denen der Ausdruck der Liebe gegenüber dem des Schmerzes dominiert. Johannes Brahms hat in seinem "Deutschen Requiem" Bibelstellen aus dem Alten und Neuen Testament zusammengefasst und dabei keineswegs an eine Verbindung mit der kirchlichen Liturgie gedacht. Seine Frömmigkeit ist mehr die schicksalhafte Ergebenheit in das Unabänderliche. Nur so ist die Beschäftigung mit der Bibel bei Brahms zu verstehen. Seine Musik und der zusammengestellte Text wollen, losgelöst von jeder Konfession, trösten, die Vergänglichkeit des Menschlichen beschwörend. Über allem erhebt sich bei Brahms der Glaube an die Liebe in völlig undogmatischem Denken, was den tief religiösen Antonin Dvorak 1896 zu dem Ausspruch veranlasste: "Solch ein Mensch, solch eine Seele! Und er glaubt an nichts, er glaubt an nichts!" Brahms hebt im "Deutschen Requiem" die Klage über das Sterben an, seine Schöpfung ist allgemein menschlich, und das brachte er zum Ausdruck, als er Karl Reinthaler schrieb: "...was den Text betrifft, will ich bekennen, daß ich recht gerne auch das "Deutsche" fortließe und einfach den "Menschen" setzte, auch mit allem Wissen und Willen Stellen wie z.B. Evang. Joh. Kap.3, Vers 16 entbehrte." Als er im Juni 1896 in Ischl mit Richard Heuberger seine "Vier ernsten Gesänge" durchging und dabei den Text "hätte ich den Glauben, schenkte ich all meine Habe den Armen, ließ ich mein Leib brennen" besprach, hat er dies noch einmal deutlich unterstrichen, als er sich zu seinem Credo bekannte: "Das alles ist, wie vieles in der Bibel, echt heidnisch, aber echt menschlich. Der Glaube allein ist nichts, alles herschenken ist auch nichts, den Leib als Märtyrer verbrennen lassen ist auch nichts, nur die Liebe!" Kurt Hofmann


Zur "Londoner Fassung":


Johannes Brahms selbst fertigte eine vierhändige Klavierfassung seines Deutschen Requiems an, die 1871 zum ersten Mal in London erklang.
Es war im 19. Jahrhundert üblich, Musik in oft vereinfachter Version für Klavierduo zu bearbeiten. Dies war in gewisser Weise der Vorläufer der Schallaufnahme, denn nur so war es für musikalische Amateure möglich, große Werke auch außerhalb des Konzertsaals zu erleben – und zwar durch das eigene Spiel am Klavier. Brahms selbst bearbeitete sein Werk für Klavier vierhändig; unter anderem wohl aus Geldnot (er erhielt ein fürstliches Honorar) und aus der Überzeugung, wenn es denn sein müsse, wäre er wohl selber der beste Kandidat für die Aufgabe. Dass er diese Arbeit insgesamt für unwürdig, aber wohl notwendig hielt, geht daraus hervor, dass er sich weigerte, seinen Namen auf dem Titelblatt als Arrangeur vermerkt zu haben; und als dies dennoch geschah, ließ er auf eigene Kosten (!) die schon gedruckten Exemplare einziehen und mit neuen Titelblättern versehen, auf denen er als Arrangeur nicht mehr genannt ist. In einem Brief schreibt Brahms ironisch: "Ich habe mich der edlen Beschäftigung hingegeben, mein unsterbliches Werk auch für die vierhändige Seele genießbar zu machen. Jetzt kann´s nicht untergehen."
Die diesjährige räumliche Situation, nur das relativ kleine Herrenrefektorium zur Verfügung zu haben, gab den Ausschlag, diese Version aufzuführen. Es ist sicherlich ein neues Hörerlebnis, dieses Werk einmal nicht mit 100 Sängern zu hören, sondern in einer kleinen Besetzung, die die Stimmführung erst transparent macht. Auf diese Art verliert das Stück alle Bombastik, die es sonst leicht übergestülpt bekommt, und erscheint unmittelbar und frisch und vermag einmal mehr, Ruhe und Trost zu vermitteln.