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Tango Argentino Werke von Gabriel Rivano ~ Bandoneón Ein Konzertmitschnitt vom 25. Juni 2006 Eine Produktion von Andreas Otto Grimminger & Josef-Stefan Kindler KuK 26, ISBN 978-3-930643-26-4, EAN 42 6000591 045 2 Copyright by K&K Verlagsanstalt anno 2006 |
![]() Durch Heinrich von Kleists Drama "Prinz von Homburg" ist die ehemalige Residenz der Landgrafen von Hessen-Homburg vor den Toren Frankfurts weltbekannt geworden. Das Schloss mit seinen wundervollen Gärten gehört wohl zu den schönsten Barockanlagen Deutschlands. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die preußischen Könige und deutschen Kaiser, wohl auch wegen der erholsamen Lustbarkeiten in dem durch seine Heilquellen schon damals berühmten Bad "Homburg vor der Höhe", zwischen 1866 und 1918 nur zu gerne des Sommers hier verweilten. Selbst der Prince of Wales nebst höchstem englischen und russischen Adel suchte hier Kurzweil, Erholung und Heilung. Die Kultur war an den Höfen Europas schon immer sehr facettenreich. Der gebildete Adel wusste um die Notwendigkeit der Förderung und Pflege der schönen Künste und schuf somit die Basis der Atmosphäre Europa. Vieles, was in bildender Kunst, Literatur und Musik keinen vordergründigen, marktwirtschaftlichen Wert besaß, fand Beachtung und Bewunderung und bildete die Grundlage unserer heutigen kulturellen Existenz und Identität. So ist es dem Mäzen Isaak von Sinclair zu verdanken, dass das Dichtergenie Friedrich Hölderlin künstlerisch entscheidende Jahre seines tragischen Lebens im Homburger Schloss als Hofbibliothekar verbrachte. Hier entstand Hölderlins wohl bekanntestes Gedicht "Patmos". Erhaltenswertes und hörenswert Neues, musikalische Kostbarkeiten aus Tradition und Avantgarde - beides undenkbar ohne den Nährboden Europa - dokumentieren wir in der Serie "Castle Concerts" an authentischer Stelle. Kaiser Wilhelm II. schuf durch die Stiftung einer Stadtkirche, wohl ohne es zu ahnen einen der schönsten und intimsten Konzertsäle Europas. Denn die bis dahin genutzte Schlosskirche mit ihrer prächtigen Bürgy-Orgel geriet in Vergessenheit und überstand somit die Wirren und den Modernisierungswahn des letzten Jahrhunderts - bis sich das "Kuratorium Bad Homburger Schlosskirche" dank modernem Mäzenatentum dieses architektonischen Kleinods annehmen konnte: Originalgetreu mit behutsamer Liebe zum Detail wurden Kirche und Orgel zu einem wundervollen Konzertsaal restauriert. Heute erstrahlt die Schlosskirche in neuem Glanz und wird durch die mit viel Engagement und Enthusiasmus des Ehepaares Ulrike und Volker Northoff veranstaltete Konzertreihe "Musik im Schloss" mit musikalischen Höhepunkten fürstlich geschmückt. Das aktuelle Konzertprogramm der Reihe finden Sie unter |
La Luminosa - das Erleuchtete... es ist oft eine Frage des rechten Lichtes, der Atmosphäre oder des Umfelds, um den unscheinbaren Dingen ihre Einzigartigkeit zu entlocken. Hatten Sie schon einmal das Gefühl etwas zu hören, das im Raum, in der Luft lag ohne wirklich da zu sein? In dieser Art empfand ich die Musik, das Konzert von Gabriel Rivano. Im edlen Ambiente der Schlosskirche erblühte der Tango Argentino, der Klang des Bandoneons, zur Musik der grossen und tiefen Gefühle... und jedes Mal wenn ich die Aufnahme höre, mich zum Moment der Aufführung zurückführen lasse, der Stimmung lausche, meine ich im Hintergrund Violinen zu hören. Ein Streichorchester welches die Intensität von Gabriel Rivanos Kompostitionen, den sehnsüchtigen Klang seines Bandoneons zum Schweben bringt. Vielleicht nur eine Idee, ein Traum, sein Bandoneon begleitet von einem Streichorchester auf der Bühne der Schlosskirche erleben und geniessen zu können. Josef-Stefan Kindler |
Der Bandoneonist Gabriel Rivano und der Gitarrist Victor Villadangos musizieren seit über 20 Jahren gemeinsam auf den internationalen Bühnen, in kammermusikalischer Besetzung und mit großen Orchestern. Bei ihren europäischen Tourneen bilden sie mit der Flötistin Mónica Taragano das „Gabriel Rivano Trio". Charakteristisch für dieses faszinierende Trio ist das Zusammenwirken klassischer Klänge von Gitarre und Flöte mit Rivanos subtilen Improvisationen und Arrangements auf dem Bandoneon. Gabriel Rivano lebt in Buenos Aires wo er 1958 geboren wurde. Er ist Bandoneonist, Gitarrist, Flötist und Komponist und tritt seit 1981 in unterschiedlichen Formationen in Konzertsälen und Theatern in Südamerika, Europa und Asien auf. Rivano arbeitet gerne mit Musikern verschiedener Ausrichtungen (Tango, Folklore, Jazz, klassische Musik). 1990 gründete er das "Gabriel Rivano Quinteto". Für dieses Ensemble schrieb er zahlreiche kammermusikalische Stücke und mehrere Konzerte, u.a. ein Konzert für Bandoneon, Gitarre und Orchester, das 1997 uraufgeführt wurde. Mehrere seiner Werke hatten ihre Premiere im berühmten "Teatro Colón" in Buenos Aires. Victor Villadangos ist ebenfalls in Buenos Aires geboren und Professor für Gitarre am dortigen "Juan José Castro Konservatorium". Seit 1980 gibt er ausgedehnte Konzertreisen, sowohl als Solist als auch in Kammermusikensembles. Er konzertierte auf allen wichtigen Bühnen Argentiniens und gastierte international in Europa, USA, Kanada, Israel, Japan und Lateinamerika. 1990 wurde ihm das "Diploma al Mérito" durch die Konex Foundation für seine künstlerische Tätigkeit verliehen. Mónica Taragano ist in Argentinien geboren und absolvierte ihre Ausbildung für Querflöte am National-Konservatorium Buenos Aires in der Klasse von Oscar Piluso. Sie nahm an mehreren Musikwettbewerben teil und gewann u.a. den Franz-Liszt-Preis, erhielt den "Concours Presencias de la Musica" und den "Fondo National de las Artes". 1996 kam sie dank eines Stipendiums nach Frankreich, wo sie mit Pierre-Yves Artaud, Mihi Kim und Arlette Biget arbeitete. Sie verfügt über ein sehr vielseitiges Repertoire. Taragano lebt in Frankreich und unterrichtet am Konservatorium in Villeneuve St-Georges. |
Etwa zwischen 1850 und 1880 entstand im Hafenviertel La Boca, das im Süden von Buenos Aires liegt, der Tango. In den Anfängen handelte es sich um einen fröhlichen Tanz, der sich aus spanischen, schwarzen und kreolischen Elementen zusammensetzte. Man tanzte zu dieser Musik bei geselligen Anlässen, und da man diese "Milongas" nannte (was soviel wie "Wirrwarr" bedeutet), nennt man auch heute noch den Tanz, der als Vorläufer des Tango gilt, Milonga. Ende des vorletzten Jahrhunderts erreichte Argentinien eine wahrhafte Flut von Einwanderern. Es waren vor allem Italiener, die ihr großes Glück in Buenos Aires und auf dem Land suchten. Bald waren es mehr Einwanderer als Argentinier selbst und Buenos Aires schien fast aus den Nähten zu platzen. Die Einwanderer fanden keine Arbeit, ihr Ansehen verschlechterte sich immer mehr. Viele verkrochen sich in eine dunkle Welt, geprägt von Alkohol, Kriminalität, Spielhallen, Bordellen und dem Heimweh. Andere aber lebten sich in der Musik aus und so entstand allmählich der Tango. Die Immigranten mussten ihre Hoffnung auf ein besseres Leben in Argentinien begraben und so blieb ihnen nur dieser besondere Tanz, der ein wenig anrüchig und dennoch elegant wirkte. Mit Hilfe des Tango konnten sie ihre Gefühle und Hoffnungen ausdrücken: Stärke, Furchtlosigkeit, Traurigkeit und Einsamkeit. Der Tango änderte sich allmählich, klang nun nicht mehr heiter wie zu Anfang, sondern wirkte stets etwas melancholisch. "Tango - Ein trauriger Gedanke, den man tanzen kann."
Die wohlhabende Gesellschaft Argentiniens wollte mit den Immigranten nichts zu tun haben. Was aus den Armenvierteln und Rotlichtmilieus von Buenos Aires kam, war nicht akzeptabel, und deshalb wurde der Tango verschmäht. Vielleicht waren es die Künstler oder auch die Mädchenhändler - irgendwie gelangte der Tango nach Paris. Die Pariser Gesellschaft fand recht schnell großen Gefallen an dieser Musik. Bereits 1910 tanzte man in ganz Paris den Tango. Aufgrund dieser Entwicklung bekannten sich jetzt auch die Bewohner von Buenos Aires zum Tango. Ein mittelloser Junge aus dem Großmarktviertel, namens Carlos Cardel, wurde zum Idol von ganz Argentinien.
Es folgte noch eine zweite Renaissance des Tangos nach einer langen Zeit der Bedeutungslosigkeit. Gegen Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelte er sich zu einer ausgebildeten Musik, zu der nun nicht mehr nur getanzt wurde, sondern der man vor allem auch zuhören konnte. Im Wesentlichen entfernte sich die Musik von ihrem traditionellen Charakter und ließ auch neue Elemente mit einfließen. Diese moderne Art des Tango gefiel den alten Anhängern in Buenos Aires aber überhaupt nicht mehr. Deshalb durfte der größte Wegbereiter des avantgardistischen Tangos, Astor Piazzolla, bis zu seinem Tod 1992 auf der ganzen Welt große Erfolge feiern, aber nicht in Buenos Aires auftreten. Piazzolla wurde dafür bekannt, dass er Milonga, Barpiano-Musik und Jazz in einem ganz eigenen Stil miteinander mischte. Vielleicht war diese Art von Musik nicht mehr der Tango von früher, aber sie spiegelte wundervoll die Neuentwicklung und das Leben in Buenos Aires wieder.
Ende des vorletzten Jahrhunderts brachten die Matrosen ein ganz besonderes Instrument mit nach Argentinien, das heute im Tango überhaupt nicht mehr wegzudenken ist - das Bandoneón. Der deutsche Musiklehrer Heinrich Band entwickelte das Bandoneón aus der einfacheren Konzertina weiter. Nun konnte man darauf 144 Töne spielen, die man aber erst in Argentinien richtig zum Einsatz brachte. Später kam noch der Kontrabass dazu. Wenn man heute von einem "orquestra tipica" spricht, handelt es sich um eine Formation bestehend aus Bandoneon, zwei Violinen, dem Piano und dem Bass.
Die ersten beiden Stücke El portenito und Sabado Ingles wurden zu Beginn des 20. Jhdt. in der Geburtsstunde des Tangos komponiert. Diese Periode nennt man die Guardia Vieja del Tango. Rivanos Großvater schrieb die Variation von Sabado Ingles. Barrio de tango ist ein Lied des Komponisten Troilo, der als einer der sentimentalsten Bandeonisten der Tangogeschichte gilt. |
Der Bandoneonist Gabriel Rivano und der Gitarrist Victor Villadangos spielen schon seit mehrals 20 Jahren gemeinsam. Weltweit musizierten sie zusammen als Duo, mit anderen Musikern oder mit großen Orchestern. Bei ihren europäischen Tourneen bilden sie gemeinsam mit der Flötistin Mónica Taragano das "Gabriel Rivano Trio". Das charakteristische dieses faszinierenden Trios ist das Zusammenwirken klassischer Klänge von Gitarre und Flöte mit Rivanos subtilen Improvisationen und Arrangements.
Rivano wurde 1958 in Buenos Aires geboren. 1990 gründete er das "Gabriel Rivano Quinteto". Bisherige CD-Veröffentlichungen:
Der in Buenos Aires geborene Musiker ist Professor für Gitarre am "Juan José Castro Konservatorium" in Buenos Aires. Seit 1980 gibt Villadangos ausgedehnte Konzertreisen, sowohl als Solist als auch in Kammermusikensembles. Er war Gast auf allen wichtigen Bühnen Argentiniens und gastierte international in Europa, USA, Kanada, Israel, Japan und Lateinamerika. Zwölf Solo-CDs. 1990 wurde ihm das "Diploma al Mérito" durch die Konex Foundation für seine künstlerische Tätigkeit verliehen.
Mónica Taragano ~ Flauta Traversa Geboren in Argentinien, absolvierte Mónica Taragano ihre Ausbildung für Querflöte am National-Konservatorium Buenos Aires in der Klasse von Oscar Piluso. Sie nahm an mehreren Musikwettbewerben teil und gewann u.a. den Franz-Liszt-Preis. Weitere Auszeichnungen: "Concours Presencias de la Musica" und "Fondo National de las Artes". 1996 kam sie dank eines Stipendiums nach Frankreich, wo sie sich fortbildete im Umfeld von Pierre-Yves Artaud, Mihi Kim und Arlette Biget. Sie verfügt über ein vielseitiges Repertoire. Taragano lebt in Frankreich und unterrichtet zur Zeit am Konservatorium in Villeneuve St-Georges. |
Castle Concerts CD Series ~
2. Lástima 3. Milonga de mis Amores 4. Forró en Palermo 5. Adios Nonino 6. Chacarera de la ciudad 7. Buenos Aires Hora Cero 8. Fugata 9. Sabado Ingles 10. Asado Criollo 11. El Portenito 12. El Zorrito 13. Libertango 14. La Luminosa 15. Barrio de Tango 16. Circo humano 17. Triunfal 18. Clown 19. Marzo
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Kultur in ihrer authentischen Form zu publizieren heißt für uns: herausragende Aufführungen und Konzerte für die Nachwelt festzuhalten und zu vermitteln. Denn Künstler, Publikum, Werk und Raum treten in einen intimen Dialog, der in Form und Ausdruck - in seiner Atmosphäre - einmalig und unwiederbringlich ist. Diese Symbiose, die Spannung der Aufführung dem Hörer in all ihren Facetten möglichst intensiv erlebbar zu machen, sehen wir als Ziel, als Philosophie unseres Hauses. Das Ergebnis sind einzigartige Interpretationen von musikalischen und literarischen Werken, schlicht - audiophile Momentaufnahmen von bleibendem Wert. In unserer Edition Authentic Classical Concerts gehen wir auf die Suche nach diesem Dialog - hin zu den großen Gewerken und seltenen Perlen menschlicher Baukunst. Denn jedes Bauwerk hat seine Eigenheiten, in den historischen, akustischen und atmosphärischen Gegebenheiten. Doch entscheidend bleibt wohl der Mensch, der Künstler und dessen subjektives, mentales Empfinden. Die Prägung, die Herkunft, das Umfeld, die musikalische Heranführung und Bildung - Faktoren die in uns Vorlieben entwickeln; beispielsweise die Liebe zu großen Räumen, zu antiker oder moderner Architektur. Nicht ohne Grund schwärmen die Menschen der anderen Kontinente und Kulturkreise von der Faszination, dem Erlebnis Europa... und ist für den Europäer das Land der unbegrenzten Möglichkeiten oder der Zauber des Ostens nicht ebenso eine Reise wert? Ist das Empfinden eines italienischen Operntenors oder einer bulgarischen Violinistin nicht entscheidend für das Interpretieren, den Umgang mit der Komposition, dem Werk? ... Und letztlich schließt sich der Kreis in der Art & Weise des Publikums, im Umfeld des Aufführungsortes. Diese Subjektivitäten spiegeln sich in der Empfindung einer Atmosphäre, eines Raumes - bilden den eigenen, persönlichen mentalen Raum im Raum - wirken auf die Interpretation eines Werkes. Klassische Musik lebt! Lebt durch die Interpretation, die Spannung während des Auftrittes, durch die Kombination von Werk, Raum, Künstler und Publikum. Wir stellen uns der Herausforderung und zeichnen die Konzerte direkt in Stereo-Digital auf - werden somit selbst zu einem Teil der Aufführung und halten diesen Eindruck, die Spannung, die wir während des Konzertes empfinden, in Bild und Ton fest - um Ihnen einen möglichst authentischen Genuss zu vermitteln. Blühende Kultur in lebendigen Denkmalen, dem Publikum vor Ort und nicht zuletzt auch Ihnen zur Freude, sind somit jene Werte, welche wir in dieser Reihe dokumentieren. Andreas Otto Grimminger & Josef-Stefan Kindler |