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Les Menestrels Das Wiener Ensemble für Alte Musik Ein Konzertmitschnitt vom 5. Juni 2005 1 CD, DDD, 73 Minuten |
Spiel und Vergnügen - sind notwendig für die Erhaltung des menschlichen Lebens. Alle Dienste jedoch, die zur Erhaltung des Menschen nützlich sind, dürfen für erlaubt angesehen werden. Daher ist auch der Dienst der Menestrels; der dazu bestimmt ist, den Menschen ein hervorragender Trost zu sein, nichts Unerlaubtes, solange diese nicht im Zustand der Sünde sind, und solange sie ihr Spiel mäßig betreiben, das heißt, wenn sie keine häßlichen Wörter verwenden, und wenn sie ihr Spiel nicht während der Arbeit beginnen oder zu verbotenen Zeiten. Und jene, die die Menestrels unterstützen, sündigen nicht! Vielmehr machen sie einen gerechten Handel, wenn sie ihnen für ihre Dienste gewähren was ihnen gebührt. "Wie schon oben gesagt..." |
Texte und Musik aus der geistlichen Welt des europäischen Mittelalters sind das Thema dieses eigens für die Aufführung in der Klosterkirche zusammengestellten Programms der Menestrels. Überraschend ist die sprachlich wie inhaltliche Vielfalt, vor allem aber die grenzübergreifende Verbreitung dieses religiös-kulturellen Gedankenguts welches sich außerhalb der Kirchenmauern entwickelte. Während in der Monochronie der Popkultur unserer Tage, geprägt durch das Dogma des Verkaufserfolges, kulturelle und menschliche Themen und Werte keinen Platz mehr haben, die sprachliche Vereinheitlichung mit Gewalt betrieben wird, Dialekt, Ausdruck und Hintergründigkeit in den seltensten Fällen eine Verbreitung über die regionalen Grenzen findet, stellt sich die mittelalterliche Liedkultur als eine sprachlich vielfältige und somit europäischere dar. Moderne Medien haben daran wenig geändert, im Gegenteil: Der Einheitsfilter der betriebswirtschaftlich gewinnbringenden Kultur" steht der inquisitorischen Überwachung in nichts nach. Wohl hatte die Kirche sehr enge Vorgaben, wie Klaus Walter in der folgenden Erläuterung beschreibt, doch zumindest standen die die Menschen bewegenden Inhalte im Focus des Künstlerischen Schaffens und Witz sowie Hintersinnigkeit forderten den menschlichen Intellekt heraus. Josef-Stefan Kindler |
Konzerte, Rundfunk- und Fernsehaufnahmen führten das Ensemble in fast alle europäischen Staaten, in die USA, nach Kanada und Japan. Schallplattenaufnahmen bei Westminster, Amadeo, Belvedere und mirror music. Festivalteilnahmen von Les Menestrels: Wiener Festwochen, Salzburger Festspiele, Festivales dEspana, Festival Estival de Paris, Internationale Orgelwoche Nürnberg, Europäische Wochen Passau, Intern. Musikfestwochen Luzern, Dubrovnik Festival, Schwetzinger Festspiele, Musik im Alten Krakau, Festivals in Ossijek, Flaanderen, Istanbul, Ljubljana, Ochrid, Klosterkonzerte Maulbronn u.v.a.m. Birgit Kurtz - Sopran, Florian Mayr - Kontratenor |
Als Mittel, die Ordnung in den Griff zu bekommen und damit ein Stück Paradies für sich zu retten, boten sich die Zahlen an. Es ist daher kein Zufall, wenn viele Scholastiker sich mit der Kabbala, der Lehre von der Bedeutung der Zahlenkombinationen beschäftigten. Wer sein Tun und Handeln oder eine Komposition - einer Ordnung unterwarf, konnte sich somit ein kleines Ebenbild des Himmels bauen. Dabei mußte die gewählte Ordnung nicht unbedingt erkennbar sein, sie mußte nur de facto existieren.
Im Fall des Doppelhoquetus erklingt die Tenormelodie im ersten Teil dreimal. Der ganze Abschnitt ist in acht rhythmisch gleiche Teile gegliedert (ein isorhythmischer Abschnitt erfaßt also 3/8 der Tenormelodie). Im zweiten Teil wird der Tenor aus den jeweils ersten vier Noten jedes dritten isorhythmischen Abschnittes des ersten Teiles gebildet, wodurch die Tenormelodie in ihrer originalen Gestalt entsteht. Die beiden Oberstimmen sind auch ohne Text als der weltlichen Sphäre zugeordnet zu erkennen. Scheinbar amorph bewegen sie sich wie zwei Zahnräder mit willkürlich angeordneten Zähnen (der Titel nimmt auf diese Bewegung Bezug: hoquet = Seufzer), die wie durch ein Wunder dennoch ineinander greifen, Dank der ehernen Klammer des undurchschaubar wohlgeordneten Tenors: Ein Abbild des Bundes zwischen Gott und Welt.
Einen breiterer Raum ist der Marienthematik gewidmet, wie es ja auch dem musikalischen und literarischen Niederschlag in der Überlieferung entspricht, wo sie ja geradezu zu einer Sonderform des Minnesanges wurde. Es ist sicherlich kein Zufall, daß Minnesang und Marienkult ihren Höhepunkt in etwa zur gleichen Zeit erlebten. Für die Dichter und Dichterkomponisten brachte die Marienverehrung ja auch einige eingestandene und wohl auch uneingestandene Vorteile: Man konnte etwa unter dem Deckmantel eines Marienliedes ein Gedicht an seine angebetete Dame abfassen. Von Petrarcas Vergine bella..." z.B. glaubt man dies zu wissen. Abgesehen von solchen Fällen aber ermöglichte es die Marienthematik, menschliche, und daher allgemein verständliche Bezüge in die sonst oft sehr abstrakte Architektur des Religionsgebäudes zu bringen.
Klaus Walter |
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1. Konzertbeginn 2. Psalm 115: "Nicht uns, o Herr, nicht uns..." 3. Benedicamus Domino 4. Groß bist du, Herr... 5. Benedicamus Domino 6. Ich liebe dich, Herr... 7. Benedicamus Domino 8. Wenn ich scheine mußt Du leuchten... 9. Aucun - Amor - Kyrie 10. "A" setzen wir, das ist unser Herr und Gott... 11. Tribulatio proxima est 12. Oh Himmel-König... 13. Christe - Veni creator - Tribulatio 14. O Mensch, bezeichnet und geziert mit Gottes Ebenbild... 15. Nova laude, terra, plaude... 16. Omnis mundus - Omnes nunc 17. Wie uns die Heiligen helfen 18. Arcangel San Miguel... 19. Der heilige Erzengel Michael 20. St. Martein, lieber Herre... 21. Quem terra, pontus, aethera... 22. Durch die Frau kam das Übel - durch die Frau kam das Gute... 23. Ad laudes marie cantemus hodie... 24. Einen gekrönten reien... 25. Sancho Pansa: "Und hätte ich auch nichts anderes..." 26. Praeludio: "Santa Maria amar..." 27. Gran dereit... 28. Nachdem der Heide alle Darlegungen angehört hatte... 29. O flos flagrans... 30. Vergine bella... 31. Ave mater o maria... 32. Predigt: "Der Tanz ist ein Ring oder Zirkel, des Mittel der Teufel ist..." 33. Chaldivaldi "Wie schon oben gesagt..." |