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Musica Sacra
Buddhist Shõmyõ & Gregorian Chants
Die Schola Gregoriana Pragensis & die Buddhistischen Mönche
der Japanischen Tendai-Schule "Gjosan-rjú Tendai Sómjó"
Ein Dialog zweier geistiger Kulturen auf der Grundlage der Musik
der buddhistischen und der christlichen Tradition

Schola Gregoriana Pragensis
& Gjosan-rjú Tendai Somo
(Japanischer buddhistischer Männerchor)
Künstlerische Leiter:
Saikawa Buntai & David Eben

Ein Konzertmitschnitt aus der Kirche des
UNESCO-Weltkulturerbes Kloster Maulbronn vom 20. Juni 2008.
CD Edition Kloster Maulbronn 2009

Released & created by Andreas Otto Grimminger & Josef-Stefan Kindler
in cooperation with Jürgen Budday.
Sound & Recording Engineer: Andreas Otto Grimminger.
Mastering: Andreas Otto Grimminger & Josef-Stefan Kindler.
Photography: Josef-Stefan Kindler .
Artwork & Coverdesign: Josef-Stefan Kindler.

CD Audio, ca. 73 Minuten, DDD, EUR 22,-
KuK 48, ISBN 978-3-930643-48-6, EAN 42 6000591 066 7
Copyright by K&K Verlagsanstalt anno 2009



Eine der dringlichsten Aufgaben der heutigen Zeit ist sicher der Dialog zwischen den verschiedenen Religionen. Die Entwicklung in den vergangenen Jahren zeigt, welch wichtige Rolle dieser Aspekt der zwischenmenschlichen Kommunikation spielt. Trotz der gewaltigen Dynamik der technischen Entwicklung und dem damit verbundenen Trend einer verstandesmäßigen Skepsis bleibt der Mensch jedoch immer noch ein religiöses Geschöpf. Ein Ignorieren dieser Sphäre der Persönlichkeit eines Menschen führt nicht nur zu einem Verarmen der spirituellen Kultur der einzelnen Völker, sondern auch zu einer gegenseitigen Entfremdung. Deshalb stellt die Begegnung zweier unterschiedlicher Kulturen, die nicht im Geiste einer Konfrontation, sondern in einer Atmosphäre des Dialogs geschieht, für beide Seiten eine unglaubliche Bereicherung dar.

Wie das Bibelzitat besagt: Spiritus flat ubi vult - Der Geist atmet, wo er will. Dieses Wort kann man als Bild für den ungebremsten "göttlichen Odem" sehen, der sich durch alle religiösen Strömungen hindurch verbreitet. Gerade durch dieses Suchen nach dem "Geist" kann man sich von formalen Unterschieden lösen und die "grundlegenden Ausrichtungen" der einzelnen Religionen teilen. Ein wichtiger Mittler in diesem Dialog ist auch die Musik, von der zu Recht behauptet wird, dass sie Grenzen überschreitet und eine Art Universalsprache darstellt.

Die Mönche der Tendai-Schule und das Ensemble Schola Gregoriana Pragensis möchten Wegbereiter für einen Dialog zweier geistiger Kulturen sein, und zwar auf der Grundlage von Musik der buddhistischen und der christlichen Tradition. In diesem Sinne knüpft die Aufnahme an einen gemeinsamen Auftritt bei einem Konzert und einer liturgischen Feier in Prag im Jahre 2000 und eine Japantournee im Jahre 2005 an. Diese meditativen Begegnungen richten sich einmal auf die interessanten Kontraste in der Auffassung der musikalischen Ausdrucksmittel, wollen jedoch gleichzeitig auch einige ähnliche Elemente vorstellen, die in beiden Traditionen zu finden sind. Parallelen sind beispielsweise im Vortrag eines heiligen Textes oder im Interpretationsprinzip des Wechsels zwischen Solisten und Chor, das die Grenze konfessionsgebundenen Repertoires überschreitet. Auffällig ist auch eine an die Pentatonik gebundene Tonalität, die sowohl im Shomyo-Gesang als auch im gregorianischen Choral auftaucht.

Der Gregorianische Choral ist der älteste liturgische Gesang des christlichen Abendlandes. Seine Wurzeln reichen in die ersten Jahrhunderte der christlichen Ära zurück. Der Kern dieses gottesdienstlichen Repertoires konsolidierte sich etwa in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts unter Karl dem Großen ein. Typische Charakteristika dieses Gesangs sind dessen Einstimmigkeit und Texte in lateinischer Sprache. Eine Schlüsselposition im gregorianischen Repertoire nimmt der Psalmengesang ein, der in bestimmten Zusammenhängen als einfache Rezitation aufgefasst wurde (Psalm Miserere mei Deus, Antiphon Alieni insurrexerunt), an anderer Stelle ist er auch in einer etwas reicheren melodischen Form vorhanden (Tractus Deus, Deus meus). Obwohl sich das Kernrepertoire seit dem frühen Mittelalter im Wesentlichen nicht verändert hat, bleibt der liturgische Gesang ein lebendiger Organismus, er wird um neue musikalische Formen reicher und absorbiert auch mehrstimmige Kompositionen.

Die gregorianischen Gesänge in diesem Konzert stammen insbesondere aus der ältesten Schicht des Repertoires (ca. 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts), das wohl am besten mit den meditativen Shomyo-Gesängen harmoniert. Als Kontrast erklingen Beispiele für das spätmittelalterliche Schaffeneinschließlich Polyphonie (Conductus Mundus a munditia).

Vertreten sind auch zwei Gesänge böhmischer Herkunft. Es ist dies einmal die Prozessionsantiphona Sedit angelus aus der Ostervigil, die in Böhmen mit einem interessanten zweistimmigen Vers niedergeschrieben wurde. Aus dem Repertoire böhmischer geistlicher Lieder (Cantiones) des späten Mittelalters stammt auch das Ave virgo gloriosa, das sich in bemerkenswerter Weise mit dem "Bordun" der rezitierten.


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Gyosan-ryū Tendai Shōmyō

Als Begründer des spezifischen Tendai-Zweiges des Shōmyō gilt Meister Ennin (Titel post mortem Dengyō Daishi, 794-864). Seit dem Beginn des 11. Jahrhunderts ist das Zentrum des Tendai-Shōmyō das Tempelstädtchen Ohara (heute Teil von Kyoto) am Fuße des heiligen Klosterberges Hiei. Hier wirkte auch der berühmte Reformator des Shōmyō, Meister Ryonin (Titel post mortem Shonin Daishi, 1073-1131), der die individuellen Traditionen unter den Fittichen der einheitlichen Schule Gyosan-ryū vereinte, die nach der Anhöhe Jü-schan (jap. Gyosan) in der Nähe des Gelben Flusses benannt ist. Hier sollen himmlische Mächte erstmals Meister Tsau Dschï (192-232) die gottgefälligen Töne des Shōmyō hören lassen haben. Das heutige Gyosan-ryū besteht aus Tendai-Mönchen, die sich neben liturgischen Pflichten in ihren Haupttempeln in verschiedenen Teilen Japans auch der Shōmyō-Lehre und dessen öffentlicher Aufführung über die Liturgie hinaus widmen.

Die Prioritäten dieser Vereinigung lassen sich trotzdem wie folgt hierarchisch anführen:
1) Studium und Aufbewahrung einer authentischen Interpretation des klassischen Shōmyō auf der Grundlage ursprünglicher Quellen aus Ohara und mündlicher Überlieferung
2) Pflegeder Qualität der Tendai-Liturgie als Ganzes
3) Rückführung des Shōmyō in das allgemeine Bewusstsein der japanischen Gesellschaft
4) Nutzung des spirituellen Gehalts des Shōmyō für den Dialog der Religionen und der interkulturelle Zusammenarbeit.

Zu den wichtigsten Persönlichkeiten des Gyosan-ryū gehörte in den letzten Jahrzehnten zweifelsohne der langjährige Prior, Meister Amano Denchū (1926-2002), der auch die Zusammenarbeit zwischen der liturgischen Vereinigung von Ohara und der Schola Gregoriana Pragensis initiierte.

Robin Shoen Herman


Gjosan-rjú tendai Sómjó:
Nagamune Kōshin, Ōtsuki Myōyu, Kobayashi Shūshin, Shimizutani Zendō
Chōdō Enshun, Yamashita Ryūgen, Yoshida Meiryō
Künstlerische Leitung: Saikawa Buntai

Schola Gregoriana Pragensis

Die Schola Gregoriana Pragensis gehört mit seinem Gründer und Dirigenten David Eben zu den besten und anerkanntesten Interpreten auf dem Gebiet der ältesten europäischen Musik - des gregorianischen Chorals.

Die unstreitige künstlerische Qualität dieses 8gliedrigen Männerensembles hat das Publikum der bedeutenden Musikfestivals in vielen Ländern Europas in Israel und in Japan hoch geschätzt.

Die Konzertprogramme des Ensembles möchten dem Publikum die Wurzeln der gesamten europäischen Musikkultur nahe bringen sowie auch die älteste Musik, die auf dem Gebiet Böhmens entstanden ist. Es ist vielleicht interessant zu erwähnen, dass es sich oft um neu restituierte Stücke handelt, die nach vielen Jahrhunderten zu einem neuen Leben erwachen. Neben den ursprünglichen einstimmigen Choralgesängen enthalten viele Programme auch spätmittelalterliche Polyphonie, was diese Programme (besonders Codex Franus, Maiestas Dei, Rosa mystica usw.) attraktiv auch für breiteres Publikum macht!

Den erfolgreichen Lebensweg der Schola Gregoriana Pragensis dokumentieren auch Preisen, der tschechischen und französischen Musikzeitschriften: "Choc du Monde de la Musique", "10 de Reperoire", die "Goldene Harmonie" für die beste tschechische Aufnahme. Zehn bisher erschienenen CDs wurden für das größte tschechische Label Supraphon aufgenommen und der inzwischen letzte CD Titel ist im Mai 2007 bei dem Label SONY BMG erschienen.

Die Schola Gregoriana Pragensis wurde zum Repräsentant der tschechischen Kultur, was auch ihre Teilnahme an wichtigen Internationalen Kulturereignisse (Europalia in Brüssel, Tschechische Saison in Frankreich), zeigt. Regelmäßig tritt die Schola Gregoriana Pragensis auch im Rahmen des Musikfestivals Prager Frühling auf.

Auch in den letzten zwei Jahren gastierte die Schola Gregoriana Pragensis bei verschiedenen Festivals in Deutschland, z.B., Corveyer Musikwochen, Schleswig Holstein Musik Festival, Festliche Tage Alter Musik Knechtsteden, A Capella Festivals in Leipzig, Hohenloher Kultursommer, Vokalmusik entlang der romanischen Strasse (Musiksommer Rheinland-Pfalz) u.a.

Schola Gregoriana Pragensis:
Martin Prokeš, Hasan El-Dunia, Ondrej Manour, Michal Medek,
Stanislav Predota, Marek Sulc, Matous Vlcinský
Künstlerische Leitung: David Eben

Werke & Titelliste

1. Allerheiligen Litanei
Prozession
3:34
2. Goschin-bo
Ritueller Schutz vor dem Einstieg in die Liturgie
0:50
3. Oi sange
Die Große Buße
6:25
4. Veni Sancte Spiritus
Komm, Heiliger Geist
Moteto Veni Sancte Spiritus
3:11
5. Shoten Kango no san
Lob der himmlischen Mächte (Solo)
7:29
6. Alleluia Magnus Dominus
Halleluja. Groß ist der Herr und allen Lobes wert
2:23
7. Sorai kada
Lobgesang
Psalm 51. Miserere mei Deus
Erbarme dich über mich, Gott
10:02
8. Oratio Ieremiae Prophetae
Gebet des Propheten Jeremias
4:17
9. Antiphona Alieni insurrexerunt
Feinde haben sich gegen mich erhoben
Shoten Kango no san
Lob der himmlischen Mächte (Chor)
4:34
10. O virgo splendens
O strahlende Jungfrau
1:54
11. Kudshó Shakudshó
Gesang und Rasseln zur Vertreibung böser Mächte
5:28
12. Graduale Iustus ut palma
Der Gerechte blüht wie eine Palme
3:43
13. Amida-kyo
Amida-Sutra
Kyrie IV
Herr, erbarme dich
9:15
14. Jinriki-hon
Von der göttlichen Macht - 21. Buch der Lotos-Sutra
Cantio Ave virgo gloriosa
Sei gegrüßet, Himmelskönigin
3:40
15. Kikyo bongo no san
Lobgesang der Freude und des Segens
3:38
16. Choral
A
us der altslawischen Liturgie
2:50
Gesamtspielzeit: 01:13:22

Über die Shōmyō-Gesänge:

Die Shōmyō-Gesänge sind heute ein wichtiger Bestandteil der Liturgie der klassischen Strömung des japanischen Buddhismus - in der Tendai-Schule müssen diese in einer bestimmten Grundform von jedem Anwärter für die Mönchsweihe beherrscht werden, also von jedem, der beruflicheine Kirchenlaufbahn einschlägt. Es handelt sich somit nicht um ein Genre, in dem üblicherweise Laien musizieren - wenngleich es in der letzten Zeit auch Ausnahmen gibt. Die hohe Kunst des Shōmyō, die den Schwerpunkt dieser Aufnahme darstellt, ist Bestandteil außergewöhnlicher esoterischer Transformationsrituale wie Weihen, Begräbniszeremonien oder der großen Buße und der rituellen Reinigung des Volkes. Demgegenüber gehört das Shōmyō in der Grundform, vor allem als Sologesang, zur alltäglichen liturgischen Praxis - und zwar auch in einem recht kleinen Tempel, der nur von einem einzigen Mönch bewohnt wird. Die rituelle Botschaft der Gesänge besteht zumeist in der Reinigung des liturgischen Raumes und des Zeremonienmeisters selbst, in Buße und Sammlung, der Vergegenwärtigung der heiligen Macht, ihrem Lob und der rituellen Anrufung, der Öffnung der Augen, umzusehen, was normalerweise nicht sichtbar, und derOhren, um zu hören, was normalerweise nicht hörbar ist.

Der Stil des Shōmyō hat sich auf dem "Weg der Lehren" zwischen Indien, China und Japan herauskristallisiert. Seine Wurzeln hat es im rituellen Vortrag von vedischer Hymnen. Die japanische Bezeichnung leitet sich von der Verbindung im Sanskrit Sabda Vidya oder auch "Erkenntnis durch das Wort" ab, was im Indien des Altertums einen der fünf Typen der Erkenntnis darstellte. Im chinesischen Kontext ist die Bezeichnung "indische Gesänge/Sanskrit-Gesänge" (chinesisch: Fanbai, japanisch: Bombai). Während zur Entwicklung der Gesänge auf indischem Boden praktisch keine konkreten Informationen erhalten geblieben sind, wurde das Schicksal des ersten Kodifikators des Genres im chinesischen Raum sorgfältig erfasst. Es war der als Staatsmann erfolglose und als Dichter herausragende Wei-Prinz Tsau Dschï (192-232). Die erste detaillierte Notiz über praktizierte Shōmyō-Gesänge auf japanischem Boden stammt aus Aufzeichnungen der epochalen Liturgie des Öffnens der Augen des Großen Buddha. Dies war im Jahre 752 in der damaligen Hauptstadt Nara der Fall, dem voraus ging ein mehr als zehn Jahre langes Studium der Liturgie unter der Leitung chinesischer, indischer und vietnamesischer Meister. Außer den Shōmyō-Gesängen waren auch die - damals sehr fortschrittliche - Gagaku-Musik und die Bugaku-Tänze Bestandteil dieses einzigartigen kosmischen Festes. Diese beiden Elemente werden bei außergewöhnlichen Anlässen bis heute mit dem Shōmyō kombiniert.

Die Shōmyō-Gesänge werden in Japan bis heute je nach Anlass in drei unterschiedlichen Sprachversionen praktiziert:

1) die Bongo-kyoku (Kompositionen im Sanskrit) sind mit Hilfe chinesischer Zeichen notiert, die den ursprünglichen Texten im Sanskrit ohne Übersetzung zugeordnet sind, lediglich auf der Basis einer Ähnlichkeit der Laute. Sie werden mit der japanischen Aussprache des sinisierten Sanskrits gesungen, also in einer ganz sonderbaren Sprache, die für niemanden außer einer Handvoll Eingeweihter verständlich ist. Zu diesem Kompositionstyp gehört der abschließende Lobgesang "Kikyo bongo-no-san" (Nr. 16).

2) die Kango-kyoku (Kompositionen in [buddhistischem] Chinesisch) stellen den am stärksten verbreiteten Textierungstyp dar - Teile von Sutren in Versform sind ins sog. buddhistische Chinesisch übersetzt und werden in der japanischen Aussprache vorgetragen. Die Texte dieser Kompositionen sind für die intellektuelle Elite der buddhistischen Gemeinde verständlich - also bei Weitem nicht für alle Mönche und heutzutage praktisch für keinen Laien. Zu diesem Typ gehören alle anderen Shōmyō-Gesänge dieses Konzerts.

3) die Wago-kyoku (Kompositionen in [klassischem] Japanisch) sind der jüngste Typ der Shōmyō-Kompositionen. Ihre Goldene Ära erlebten sie im Zeitraum vom 10.-13. Jahrhundert. Da die Texte von den meisten klassisch gebildeten Japanern verstanden werden und sie häufigerzieherischenCharakter haben, sind sie vor allem bei für Laien bestimmten liturgischen Ritualen beliebt. In der hier vorliegenden Auswahl ist diese späte Form nicht vertreten.

Für einen überzeugenden Vortrag des Shōmyō ist vor allem die Artikulation aus der Tiefe wesentlich - die Bewegung geht vom Energiezentrum Hara im Unterbauch aus und durchzieht den ganzen Körper. Zu den hoch geschätzten Vortragsmomenten gehören auch Artikulationsschnörkel (Embai) am Anfang und am Ende einer Phrase ähnlich dem Ansetzen und Andrücken eines Pinsels in der Kaligraphie, eine flüssige Modulation und Arbeit mit der Intensität der Stimme bei Schleifen (Makuri) und Brüchen (Otchi-goe). Einige Gesänge stehen mit rituellen Handlungen in Verbindung wie zum Beispiel der Opferung von Weihrauch, der Aussaat symbolischer Blütenblätter u. ä.

Zur buddhistischen Liturgie:

Für die Liturgie der klassischen Schulen des japanischen Buddhismus (in reformierten Schulen kann das anders sein) sind eine verstandesmäßige Analyse und eine direkte ReflexionderTextenicht besonders wesentlich. Liturgische Elemente - seien es Sutren (Buddhas Auslegungen der Lehren), Mantras (esoterische Formeln, die aus der Zeit vor Buddha übernommen wurden) oder die Shōmyō-Gesänge - werden als direkter Ausdruck des Erleuchteten Geistes verstanden; die Tiefe ihrer Gedanken und Erfahrungen ist den Fähigkeiten des Verstandes eines normalen Sterblichen nicht zugänglich. Ein Sterblicher kann jedoch über sie mit der Vollendung in körperlichen Kontakt treten - mit dem Blick kann er die vollendete Form der Zeichen des Sanskrit oder der chinesischen Zeichen, mit dem Gehör den vollendeten Rhythmus des Gesagten (dessen Suggestivität z. B. noch durch die Verwendung der Schlitztrommel Mokugyo bei der Rezitation verstärkt wird) wahrnehmen, mit der Zunge die vollendete Form der Worte schmecken usw. usw. Das primäre Ziel der einer exoterischen Gemeinde, also einer Laiengemeinde, zugänglichen Liturgie ist die Wandlung der Sinneswahrnehmung, die Einstimmung eines Sterblichen als Empfänger auf eine Frequenz, auf der alle Daseinsformen der Welt mit der Stimme der vollendeten Erleuchtung schwingen. Im Gegensatz dazu tritt die esoterische Liturgie, die ausschließlich von Mönchen ausgeübt und mit voller Berechtigung als Zeugen beobachtet werden kann, in direkten Kontakt mit kosmischen Mächten. Ihre Mission ist ein Engagement, das auf die Beseitigung der Reibeflächen zwischen den "irdischen" und den "himmlischen" Rädern des kosmischen Mechanismus abzielt, auf die Integration der relativen Ordnung in die absolute Ordnung. Wichtige Konversionsmittel, deren Wirken von einem esoterischen Zeremonienmeister verwendet werden, sind auch liturgische Gesten (diese lassen sich auch aus den Schutzformeln in den Einleitungen erahnen) und Instrumente (in dieser Auswahl z. B. Rasselstab Shakudsho oder Gong- und Becken-Set Nyo-Hatchi).

CD Edition Kloster Maulbronn

Kultur in ihrer authentischen Form zu publizieren heisst für uns: herausragende Aufführungen und Konzerte für die Nachwelt festzuhalten und zu vermitteln. Denn Künstler, Publikum, Werk und Raum treten in einen intimen Dialog, der in Form und Ausdruck - in seiner Atmosphäre - einmalig und unwiederbringlich ist. Diese Symbiose, die Spannung der Aufführung, dem Hörer in all ihren Facetten möglichst intensiv erlebbar zu machen, sehen wir als Ziel, als Philosophie unseres Hauses. Das Ergebnis sind einzigartige Interpretationen von musikalischen und literarischen Werken, schlicht - audiophile Momentaufnahmen von bleibendem Wert.

Die Konzerte im Kloster Maulbronn, die wir in dieser Edition dokumentieren, bieten in vielfacher Hinsicht die idealen Voraussetzungen für unser Bestreben. Es ist wohl vor allem die Atmosphäre in den von romantischem Kerzenlicht erhellten Gewölben, der Zauber des Klosters in seiner unverfälschten sakralen Ausstrahlung und Ruhe, die in ihrer Wirkung auf Künstler und Publikum diese Konzerte prägen. Renommierte Solisten und Ensembles der grossen internationalen Bühnen sind gerne und vor allem immer wieder hier zu Gast - geniessen es in der akustisch und architektonisch vollendeten Schönheit des Weltkulturerbes (Klosterkirche, Laienrefektorium, Kreuzgang, etc.) in exquisiten Aufführungen weltliche und sakrale Werke darzubieten.

Unter der Schirmherrschaft des evangelischen Seminars werden seit 1968 die "Klosterkonzerte Maulbronn" in ehrenamtlicher Leitung und mit grossem musikalischem Enthusiasmus ausgerichtet. In den ehrenwerten Mauern des altsprachlichen Gymnasiums mit Internat, welches seit nunmehr 450 Jahren besteht, haben grosse Denker, Dichter und Humanisten unserer Gesellschaft wie Kepler, Hölderlin, Herwegh und Hesse ihre erste Prägung erfahren. Der jugendliche Elan, das konstruktive Mitwirken der Schüler, die sich in der Tradition ihrer grossen Vorgänger sehen, bewirkt ein menschliches Klima, in dem die künstlerische Motivation in besonderer Weise erblüht. Zwischen Mai und September finden 25 Konzerte statt zu deren Gelingen letztendlich viele ehrenamtliche Helfer aus nah und fern beitragen.

Blühende Kultur in einem lebendigen Denkmal, dem Publikum vor Ort und nicht zuletzt auch Ihnen zur Freude, sind somit jene Werte, welche wir in dieser Reihe dokumentieren.

Jürgen Budday, Andreas Otto Grimminger & Josef-Stefan Kindler