Les Menestrels - Hosanna in excelsis - Texte und Musik aus der geistlichen Welt des Mittelalters - Edition Kloster Maulbronn - 1 CD, DDD, 73 Minuten, KuK 95, ISBN 3-930643-95-2, EAN 42 6000591 034 6 - Eine Produktion von Josef-Stefan Kindler und Andreas Otto Grimminger - Das Wiener Ensemble für Alte Musik spielt Werke von Gherardello de Florenzia (1310-1370), Guillaume de Machault (um 1300-1377), Hermann, Münch von Salzburg (2. Hälfte 14. Jahrh.), Heinrich von Mügeln (14. Jahrhundert), Guillaume Dufay (1400-1474), Alfonso el Sabio (1221-1284), Johannes Bassart (Mitte 15. Jahrhundert), Kolmarer Liederhandschrift (15. Jahrhundert), Oswald von Wolkenstein (um 1377-1445), Nicolaus Apel (um 1470-1537), Codex Montpellier (13. Jahrhundert), Codex Squarcialupi (14. Jahrhundert), u.a. - Ein Konzertmitschnitt vom 5. Juni 2005 aus der Klosterkirche Maulbronn - © by K&K Verlagsanstalt anno 2005 Mit einem eigens für das Konzert in der Maulbronner Klosterkirche zusammengestellten Programm wartete Les Menestrels auf. Das Wiener Ensemble für Musik des Mittelalters und der Renaissance gilt als feste Größe in der internationalen Musikszene für die Aufführung der Musik von 1200 bis 1600. Um diese Musik adäquat darzustellen, stehen dem Ensemble ca. 70 historische Instrumente zur Verfügung. Eine weltweite Konzertaktivität, u.a. Festivalteilnahmen bei den Wiener Festwochen, den Salzburger Festspielen, den Schwetzinger Festspielen, den Musikfestwochen Luzern oder dem Istanbul Festival weisen das Ensemble als einzigartig in seinem Genre aus. Spiel und Vergnügen - sind notwendig für die Erhaltung des menschlichen Lebens. Alle Dienste jedoch, die zur Erhaltung des Menschen nützlich sind, dürfen für erlaubt angesehen werden. Daher ist auch der Dienst der Menestrels; der dazu bestimmt ist, den Menschen ein hervorragender Trost zu sein, nichts Unerlaubtes, solange diese nicht im Zustand der Sünde sind, und solange sie ihr Spiel mäßig betreiben, das heißt, wenn sie keine häßlichen Wörter verwenden, und wenn sie ihr Spiel nicht während der Arbeit beginnen oder zu verbotenen Zeiten. Und jene, die die Menestrels unterstützen, sündigen nicht! Vielmehr machen sie einen gerechten Handel, wenn sie ihnen für ihre Dienste gewähren was ihnen gebührt. „Wie schon oben gesagt..." aus: Summa II, quaestio 168, Artikel 3 Thomas von Aquin (um 1225 - 1274) Texte und Musik aus der geistlichen Welt des europäischen Mittelalters sind das Thema dieses eigens für die Aufführung in der Klosterkirche zusammengestellten Programms der Menestrels. Überraschend ist die sprachlich wie inhaltliche Vielfalt, vor allem aber die grenzübergreifende Verbreitung dieses religiös-kulturellen Gedankenguts welches sich außerhalb der Kirchenmauern entwickelte. Während in der Monochronie der Popkultur unserer Tage, geprägt durch das Dogma des Verkaufserfolges, kulturelle und menschliche Themen und Werte keinen Platz mehr haben, die sprachliche Vereinheitlichung mit Gewalt betrieben wird, Dialekt, Ausdruck und Hintergründigkeit in den seltensten Fällen eine Verbreitung über die regionalen Grenzen findet, stellt sich die mittelalterliche Liedkultur als eine sprachlich vielfältige und somit europäischere dar. Moderne Medien haben daran wenig geändert, im Gegenteil: Der Einheitsfilter der betriebswirtschaftlich gewinnbringenden „Kultur" steht der inquisitorischen Überwachung in nichts nach. Wohl hatte die Kirche sehr enge Vorgaben, wie Klaus Walter in der folgenden Erläuterung beschreibt, doch zumindest standen die die Menschen bewegenden Inhalte im Focus des Künstlerischen Schaffens und Witz sowie Hintersinnigkeit forderten den menschlichen Intellekt heraus. Josef-Stefan Kindler Das Ensemble Les Menestrels wurde 1963 von Klaus Walter und Michel Walter gegründet. Aus deren ursprünglicher Beschäftigung mit der Musik des 20.Jahrhunderts ergab sich das Interesse an den konstruktiven, polyphonen Kompositionen des 14. u. 15. Jahrhunderts, vor allem der Ars Nova. Trotz Ausdehnung des Repertoires bis zur Zeit um 1600 sind diese das Hauptanliegen der Gruppe geblieben. Das historische Instrumentarium wurde schrittweise erweitert, um nach Möglichkeit jede Epoche in ihrem charakteristischen Klang wiedergeben zu können. Den ersten großen Erfolg erzielten Les Menestrels bei den Wiener Festwochen 1965 mit der szenischen Aufführung der Cantefable „Aucassin und Nicolete", für die H.C. Artmann die Übersetzung beigesteuert hatte. In der Folge entstanden neben rein konzertanten Programmen auch solche mit literarischem Leitfaden bis hin zu szenischen Aufführungen. Die Herkunft von der zeitgenössischen Musik hat die Gruppe auch heute noch nicht ganz vergessen. In einem ihrer Programme werden parallele Erscheinungen der Alten und Neuen Musik einander gegenübergestellt. Bei den Konzerten des Ensembles wirken, je nach Programm, vier bis zehn Sänger und Instrumentalisten mit. Es stehen an die siebzig historische Instrumente für die Zeit von 1200 bis 1600 zu Verfügung. Konzerte, Rundfunk- und Fernsehaufnahmen führten das Ensemble in fast alle europäischen Staaten, in die USA, nach Kanada und Japan. Schallplattenaufnahmen bei Westminster, Amadeo, Belvedere und mirror music. Festivalteilnahmen von Les Menestrels: Wiener Festwochen, Salzburger Festspiele, Festivales d‘Espana, Festival Estival de Paris, Internationale Orgelwoche Nürnberg, Europäische Wochen Passau, Intern. Musikfestwochen Luzern, Dubrovnik Festival, Schwetzinger Festspiele, Musik im Alten Krakau, Festivals in Ossijek, Flaanderen, Istanbul, Ljubljana, Ochrid, Klosterkonzerte Maulbronn u.v.a.m. Birgit Kurtz - Sopran, Florian Mayr - Kontratenor Kurt Kempf - Tenor, Erich Klug - Bass Klaus Walter - Laute, Michel Walter - Zink Eva Brunner - Diskantstreichinstrumente Gebhard Chalupsky - Rohrblattinstrumente Während die liturgische Musik, infolge ihrer Bindung an den Meßablauf durch alle stilistischen Epochen hindurch von einer mehr oder weniger einheitlichen Geisteshaltung getragen ist, erscheint die außerliturgische geistliche Musik als bunte Palette musikalischer Ausdrucksformen, die durch verschiedenartigstes religiöses Gedankengut geprägt sind. Wir haben einige der wichtigsten Themen ausgewählt und sie durch Texte ergänzt, die der selben oder einer verwandten Thematik verpflichtet sind. Die meisten der ausgewählten Themen sprechen für sich. Gottesverehrung, Bitte um Vergebung der Sünden und um den göttlichen Segen, die Hilferufe des Menschen in seinen verschiedensten Nöten, Marienanbetung und Bitte um Fürsprache bedürfen keiner Erklärung. Eine Gruppe von Musikstücken, deren Herleitung von einer spezifischen religiösen Denkungsart, der Scholastik, nicht ohne weiteres erkennbar ist, bedarf vielleicht doch einer gewissen Erläuterung. Die Geistesströmung der Scholastik bietet kein einheitliches Bild, allen Scholastikern gemein war aber die Überzeugung, die Glaubensgeheimnisse mittels des Intellekts darstellen oder beweisen zu können. Nicht nur die Logik, sondern auch Arithmetik und Geometrie faszinierten. Nikolaus Cusanus etwa ging bei seiner Gottesdarstellung von der Vorstellung einer unendlichen Geraden aus und Ramon Lull wäre es auf Grund religiöser Erwägungen beinahe gelungen die Integralrechnung zu entdecken („Die Quadratur des Kreises"). Schon seit frühesten Zeiten steht das Prinzip der „Ordnung" für das Göttliche, den Himmel; „Unordnung" ist der irdischen oder gar der höllischen Sphäre zugeordnet. Finden wir auf bildlichen Darstellungen Pflanzen mit symmetrisch angeordneten Blüten, so befinden wir uns im Paradies. Wachsen die Pflanzen unregelmäßig, so befinden wir uns auf der Erde. Tanzende Engel bewegen sich immer entlang eines Kreises oder einer anderen geometrischen Figur. Tanzende Teufel bilden stets einen unordentlichen Haufen. Sündige Menschen tanzen gar auf dem Kopfe stehend (Salome-Darstellungen). Als Mittel, die Ordnung in den Griff zu bekommen und damit ein Stück Paradies für sich zu retten, boten sich die Zahlen an. Es ist daher kein Zufall, wenn viele Scholastiker sich mit der Kabbala, der Lehre von der Bedeutung der Zahlenkombinationen beschäftigten. Wer sein Tun und Handeln – oder eine Komposition - einer Ordnung unterwarf, konnte sich somit ein kleines Ebenbild des Himmels bauen. Dabei mußte die gewählte Ordnung nicht unbedingt erkennbar sein, sie mußte nur de facto existieren. Im Laufe des 14. Jahrhunderts fanden solche Gedankengänge auch in der Musik ihren Niederschlag. Am besten ließen sie sich auf die, bereits im 13. Jahrhundert entstandene Motette anwenden. Die Motette verdankt ihre Entstehung selbst bereits einem intellektuellen Prinzip: Das Fundament der Komposition, der Tenor, ist ein Abschnitt aus dem Gregorianischen Choral. Er war der geistlichen Sphäre zugeordnet. („auf Gott sollst du bauen"), wie es auch schon bei den Nostre-Dame-Organa der Fall war. Die gleichzeitig vorgetragenen, aber voneinander, manchmal auch sprachlich verschiedenen Texte der Oberstimmen, mußten inhaltlich aufeinander und auch auf den Tenortext Bezug nehmen, obwohl dieser meist nur mit einem Wort angedeutet und außerdem oft einem Instrument anvertraut war. Die Oberstimmen (Motetus und Duplum) waren der weltlichen Sphäre zugeordnet. Im Fall der Motette „Aucun – Amor – Kyrie" wird im Motetus in lateinischer Sprache die Ansicht dargelegt, daß fleischliche Liebe unter allen Umständen Unheil bringt, schon hier auf Erden, von der Ewigkeit ganz zu schweigen. Im Duplum jedoch wird in der Profansprache (französisch) behauptet, daß die Liebe den Menschen äußerst glücklich macht, sofern dieser nur gewisse Voraussetzungen erfülle. Es wird allerdings eingeräumt, daß diese Voraussetzungen nur von wenigen Menschen erfüllbar sind, womit beide in das „Herr erbarme dich unser" des Tenors einstimmen. Wir haben in dem mystischen Gedicht von Mechthild von Magdeburg diesen beiden Aspekten der Liebe einen dritten hinzugefügt. Der Doppelhoquetus Guillaume de Machauts ist streng genommen keine Motette, da die beiden Oberstimmen unbetextet sind. Dennoch müssen wir ihn dieser Gattung zurechnen, genauer der Gattung der isorhythmischen Motette. Unter Isorhythmik versteht man ein auf Zahlenverhältnissen beruhendes rhythmisch-melodisches Ordnungsprinzip, das im 14. Jahrhundert gerne auf die Motette angewendet wurde. Naturgemäß kam die Ehre einer derartigen Ordnung dem Tenor zu. Die Oberstimmen erfuhren nur selten und wenn, dann nur zum Teil eine isorhythmische Gliederung (z. B. in der Messe Guillaume de Machaults). Im Fall des Doppelhoquetus erklingt die Tenormelodie im ersten Teil dreimal. Der ganze Abschnitt ist in acht rhythmisch gleiche Teile gegliedert (ein isorhythmischer Abschnitt erfaßt also 3/8 der Tenormelodie). Im zweiten Teil wird der Tenor aus den jeweils ersten vier Noten jedes dritten isorhythmischen Abschnittes des ersten Teiles gebildet, wodurch die Tenormelodie in ihrer originalen Gestalt entsteht. Die beiden Oberstimmen sind auch ohne Text als der weltlichen Sphäre zugeordnet zu erkennen. Scheinbar amorph bewegen sie sich wie zwei Zahnräder mit willkürlich angeordneten Zähnen (der Titel nimmt auf diese Bewegung Bezug: hoquet = Seufzer), die wie durch ein Wunder dennoch ineinander greifen, Dank der ehernen Klammer des undurchschaubar wohlgeordneten Tenors: Ein Abbild des Bundes zwischen Gott und Welt. Möglicherweise haben wir es bei den isorhythmischen Kompositionen manchmal auch mit kabbalistischen Zahlensymbolen zu tun, wie dies in letzter Zeit auch für Bach‘sche Kompositionen nachgewiesen wurde. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts verlor diese Kompositionsweise an Bedeutung, das motettische Prinzip der strengen Rollenverteilung innerhalb der Stimmen fand jedoch in der „Cantus firmus-Technik" seine Fortsetzung und wirkte als solche noch lange Zeit nach. Einen breiterer Raum ist der Marienthematik gewidmet, wie es ja auch dem musikalischen und literarischen Niederschlag in der Überlieferung entspricht, wo sie ja geradezu zu einer Sonderform des Minnesanges wurde. Es ist sicherlich kein Zufall, daß Minnesang und Marienkult ihren Höhepunkt in etwa zur gleichen Zeit erlebten. Für die Dichter und Dichterkomponisten brachte die Marienverehrung ja auch einige eingestandene und wohl auch uneingestandene Vorteile: Man konnte etwa unter dem Deckmantel eines Marienliedes ein Gedicht an seine angebetete Dame abfassen. Von Petrarcas „Vergine bella..." z.B. glaubt man dies zu wissen. Abgesehen von solchen Fällen aber ermöglichte es die Marienthematik, menschliche, und daher allgemein verständliche Bezüge in die sonst oft sehr abstrakte Architektur des Religionsgebäudes zu bringen. Verschiedenste Urinstinkte werden angesprochen. Etwa die Verehrung der Mutterschaft oder die Lust am Staunen wie in den Erzählungen von den, von Maria gewirkten Wundern (Cantigas de Santa Maria). Alfonso el Sabio hat seinen ganzen Hofstaat an Gelehrten, Dichtern und Musikern dazu angehalten, alle erreichbaren Berichte über solche Wunder zusammenzutragen, in Worte und Musik zu fassen und aufzuschreiben. Daß hiebei auch so mancher ethnozentrische und antisemitische Gedanke einfloß, scheint ihm nicht aufgefallen zu sein, wiewohl gerade er, an der von ihm gegründeten Universität in Cordoba sowohl christliche wie auch jüdische und arabische Gelehrte an einen Tisch brachte. Aber auch Maria, als Schlüssel zum Hintertürchen des Patriarchats wird in unzähligen Liedern besungen. Die Mutter, der der Sohn, nach altem Brauch, eine Bitte nicht abschlagen darf wenn sie ihm ihre Brust zeigt, und der seinerseits wieder Macht hat, den Zorn Gottvaters zu besänftigen, („Heilsleiter") wird als Fürbitterin bemüht. Vor allem aber sollten wir nicht übersehen, daß viele Marientexte und Lieder zum Schönsten gehören, was an mittelalterlicher Lyrik geschrieben wurde. Klaus Walter Die Libretti und Texte (incl. Übersetzung) sowie ausführliche Informationen zu den Komponisten, Autoren und Quellen 1. Konzertbeginn 2. Psalm 115: "Nicht uns, o Herr, nicht uns..." Kodex Nikolaus Apel (um 1470 - 1537) 3. Benedicamus Domino Gregorianischer Choralabschnitt 4. Groß bist du, Herr... aus: Confessiones, erstes Buch, Kapitel 1 Aurelius Augustinus (345 - 430) 5. Benedicamus Domino St. Martial, Organum anonymus (12. Jh.) 6. Ich liebe dich, Herr... aus: Confessiones, zehntes Buch, Kapitel 6 Aurelius Augustinus (345 - 430) 7. Benedicamus Domino Motettischer Satz Ghirardellus de Florenzia (14. Jh.) 8. Wenn ich scheine mußt Du leuchten... Mechthild von Magdeburg (1210 - 1283) 9. Aucun - Amor - Kyrie Kodex Montpellier, Motette anonymus (13. Jh.) 10. "A" setzen wir, das ist unser Herr und Gott... aus: "Ars maior" (1273), Über die Figur "A" Ramon Lull 11. Tribulatio proxima est Doppelhoquetus über dem Tenor "David" Guillaume de Machault (um 1300 - 1377) 12. Oh Himmel-König... Der Kanzler (um 1300) 13. Christe - Veni creator - Tribulatio Geistliche Motette Guillaume de Machault (um 1300 - 1377) 14. O Mensch, bezeichnet und geziert mit Gottes Ebenbild... Meditation über die menschliche Natur zugeschrieben: Bernhard von Clairvaux (1091 - 1153) 15. Nova laude, terra, plaude... Benedicamustropus, Benedictinerinnenkloster, Konstanz anonymus (um 1300) 16. Omnis mundus - Omnes nunc Weihnachtsmotette anonymus (14. Jh.) 17. Wie uns die Heiligen helfen St. Paulis Regeln für die Pauren Aus dem Liederbuch der Clara Hätzlerin (1471) anonymus 18. Arcangel San Miguel... Dreistimmiger Satz über ein Volkslied aus: Cancionero musical del Palacio Lope de Baena (um 1500) 19. Der heilige Erzengel Michael aus dem Handbuch der Heiligen 20. St. Martein, lieber Herre... Hermann, Münch von Salzburg (2. Hälfte 14. Jh.) 21. Quem terra, pontus, aethera... Ambrosianischer Marienhymnus Zisterzienser-Stift Heiligenkreuz (um 1300) 22. Durch die Frau kam das Übel - durch die Frau kam das Gute... Ambrosius von Mailand (gest. 397) Predigt XLV 23. Ad laudes marie cantemus hodie... Benedictinerinnenkloster, Konstanz Gregorianischer Conductus (12. Jh.) 24. Einen gekrönten reien... Kolmarer Liederhandschrift Heinrich von Mügeln (um 1350) 25. Sancho Pansa: "Und hätte ich auch nichts anderes..." aus Don Quijote Miguel Cervantes (1547 - 1616) 26. Praeludio: "Santa Maria amar..." aus: "Cantigas de Santa Maria" Alfonso el Sabio (reg. 1252 - 1284) 27. Gran dereit... aus: "Cantigas de Santa Maria" Alfonso el Sabio (reg. 1252 - 1284) 28. Nachdem der Heide alle Darlegungen angehört hatte... aus: Das Buch vom Heiden und den drei Weisen (1275) Ramon Lull 29. O flos flagrans... Codex Aosta (Geistliches Chanson) Jean Brassart (15. Jh.) 30. Vergine bella... Trienter Kodices (Chanson), Text Petrarca Guillaume Dufay (1400 - 1474) 31. Ave mater o maria... Wiener und Innsbrucker Wolkensteinhandschrift Oswald von Wolkenstein (um 1377 - 1445) 32. Predigt: "Der Tanz ist ein Ring oder Zirkel, des Mittel der Teufel ist..." "corea est circulus cuius centrum est diabolus..." Deutsche Übertragung aus einer Wiener Handschrift des 15. Jahrhunderts Hieronymus von Prag (1416 in Konstanz verbrannt) 33. Chaldivaldi Tanz aus einer Vysehrader Handschrift (14. Jh.) anonymus "Wie schon oben gesagt..." aus: Summa II, quaestio 168, Artikel 3 Thomas von Aquin (um 1225 - 1274) Zur Edition Kloster Maulbronn: Kultur in ihrer authentischen Form zu publizieren heisst für uns: herausragende Aufführungen und Konzerte für die Nachwelt festzuhalten und zu vermitteln. Denn Künstler, Publikum, Werk und Raum treten in einen intimen Dialog, der in Form und Ausdruck - in seiner Atmosphäre - einmalig und unwiederbringlich ist. Diese Symbiose, die Spannung der Aufführung, dem Hörer in all ihren Facetten möglichst intensiv erlebbar zu machen, sehen wir als Ziel, als Philosophie unseres Hauses. Das Ergebnis sind einzigartige Interpretationen von musikalischen und literarischen Werken, schlicht - audiophile Momentaufnahmen von bleibendem Wert. Die Konzerte im Kloster Maulbronn, die wir in dieser Edition dokumentieren, bieten in vielfacher Hinsicht die idealen Voraussetzungen für unser Bestreben. Es ist wohl vor allem die Atmosphäre in den von romantischem Kerzenlicht erhellten Gewölben, der Zauber des Klosters in seiner unverfälschten sakralen Ausstrahlung und Ruhe, die in ihrer Wirkung auf Künstler und Publikum diese Konzerte prägen. Renommierte Solisten und Ensembles der grossen internationalen Bühnen sind gerne und vor allem immer wieder hier zu Gast - geniessen es in der akustisch und architektonisch vollendeten Schönheit des Weltkulturerbes (Klosterkirche, Laienrefektorium, Kreuzgang, etc.) in exquisiten Aufführungen weltliche und sakrale Werke darzubieten. Unter der Schirmherrschaft des evangelischen Seminars werden seit 1968 die Klosterkonzerte Maulbronn in ehrenamtlicher Leitung und mit grossem musikalischem Enthusiasmus ausgerichtet. In den ehrenwerten Mauern des altsprachlichen Gymnasiums mit Internat, welches seit nunmehr 450 Jahren besteht, haben grosse Denker, Dichter und Humanisten unserer Gesellschaft wie Kepler, Hölderlin, Herwegh und Hesse ihre erste Prägung erfahren. Der jugendliche Elan, das konstruktive Mitwirken der Schüler, die sich in der Tradition ihrer grossen Vorgänger sehen, bewirkt ein menschliches Klima, in dem die künstlerische Motivation in besonderer Weise erblüht. Zwischen Mai und September finden 25 Konzerte statt zu deren Gelingen letztendlich viele ehrenamtliche Helfer aus nah und fern beitragen, dann folgt die Winterpause (das Kloster ist nicht beheizt!) Blühende Kultur in einem lebendigen Denkmal, dem Publikum vor Ort und nicht zuletzt auch Ihnen zur Freude, sind somit jene Werte welche wir in dieser Reihe dokumentieren. Andreas Otto Grimminger & Josef-Stefan Kindler Die Komponisten und Quellen Gregorianischer Gesang Unter Gregorianischem Gesang im engeren Sinn versteht man die einstimmigen liturgischen Gesänge der römisch katholischen Kirche wie sie von Papst Gregor dem Großen (590 - 604) gesammelt, entwickelt und in Neumennotation aufgeschrieben wurden. Bis zum 9. Jahrhundert entwickelte er sich bis zu seiner endgültigen Form, wie ihn die Manuskripte des 10. und der folgenden Jahrhunderte überliefern. Im weitesten Sinne des Wortes versteht man aber auch alle anderen einstimmigen Gesänge, wie sie, zum Teil schon vor Gregor dem Großen in verschiedenen anderen Liturgien in Gebrauch standen (Ambrosianisch, Mozarabisch [Visigotisch], Gallicanisch). Gherardello de Florenzia (1310 - 1370) Über sein Leben ist nichts Näheres bekannt. Er ist einer der bedeutenden Vertreter der italienischen Ars Nova. Seine weltlichen Werke sind vornehmlich im Codex Squarcialupi überliefert. Guillaume de Machault (um 1300 - 1377) ist vermutlich in Machault geboren und war zunächst Schreiber und Magister. 1323 wurde er Sekretär König Johanns von Böhmen, den er auf Reisen und Feldzügen durch ganz Europa begleitete. (Prag, Luxemburg, Littauen, Paris, Schlesien, Deutschland, Thorn, Königsberg, Italien, Polen, Ungarn, Österreich, Flandern). Seit 1337 besaß er eine Präbende an der Kathedrale zu Rheims wo er als Canonikus an der Marienkapelle in Diensten stand und daselbst bis zu seinem Tod verblieb. 1361 bis 1369 dürfte er auf Grund seiner Beziehungen zu Pierre de Lusignan noch nach Zypern und Alexandrien gereist sein. Sein musikalisches Schaffen fällt beinahe zur Gänze in die Zeit seines Kanonikats. Sein Werk umfaßt neben Kompositionen auch rein literarische Arbeiten. Wir erblicken in ihm heute den größten Meister der französischen Ars Nova, deren musikalisch wie literarisch komplizierten Formen er wie kein anderer verstand jeden Anschein von Künstelei zu nehmen und sie folgerichtig aus dem Inhalt entstehen zu lassen. Hermann, Münch von Salzburg (2. Hälfte 14. Jahrhundert) Wer sich hinter diesem Namen verbirgt, ist bis heute ungeklärt. Er dürfte in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts zu St. Peter in Salzburg gelebt haben. Die meisten seiner zahlreichen weltlichen und geistlichen Lieder sind einstimmig, doch sind auch einige wenige zwei- und dreistimmig. Sie sind als die ältesten Quellen polyphoner Satzweise im deutschsprachigen Raum zu betrachten. Seine Lieder sind in über 100 verschiedenen Handschriften zu finden. Zu den wichtigsten zählen die Mondsee-Wiener Liederhandschrift (HS 2856) und eine Handschrift aus dem Stift Lambach (HS 4696) beide in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien aufbewahrt. Heinrich von Mügeln (14. Jahrhundert) Von ihm sind keine genaueren Daten bekannt. Da er noch König Johann von Böhmen preist, muß er schon vor 1346 gedichtet haben. Seine Übersetzung des Valerius Maximus ist mit 1369 datiert. Er stand in guter Beziehung zu Kaiser Karl IV. und Erzherzog Rudolf IV. von Österreich. In seiner Dichtung setzte er die Tradition Frauenlobs fort, was ihm besonders in Böhmen großes Ansehen einbrachte. Er benutzte bekannte „Minnesangtöne" als Formmodell, doch stammen einige „Töne" auch von ihm selbst. Sie sind in der Kolmarer und in der Mondsee-Wiener Liederhandschrift überliefert. Guillaume Dufay (1400-1474) wurde in Cambrai ausgebildet und 1428 in Bologna zum Priester geweiht. Er war dann päpstlicher Kapellsänger, anschließend sieben Jahre am Hof von Savoyen tätig, Kaplan des Herzogs von Burgund und lebte ab etwa 1445 als Kanonikus in Cambrai. Dufay gilt als Schöpfer des neuen Stils des 15. Jahrhunderts in dem italienische, französische und englische Einflüsse zusammenströmen. Er genoß bei seinen Zeitgenossen höchstes Ansehen. Dies erklärt auch die weite Verbreitung seiner rund 200 Werke, die zum festen Repertoire der europäischen Hofkapellen zählten. Alfonso el Sabio (1221-1284, regierte ab 1252) Alfonso el Sabio wurde für die Musikgeschichte durch sein umfangreiches Auftragswerk, den „Cantigas de Santa Maria" bedeutend. Diese Sammlung entstand durch das Zusammenwirken von Gelehrten, Künstlern, Dichtern und Musikern, die auf seine Anregung hin bekannte Melodien sammelten, niederschrieben und mit Marientexten unterlegten. Die Notationsprobleme dieser Handschrift sind heute durch die Neuausgabe von Higino Angles weitgehend, aber noch nicht völlig geklärt. Die Melodien lassen sowohl iberischen, wie auch altfranzösischen, byzantinischen und teilweise auch maurischen Ursprung erkennen und bieten daher für Musikethnologen und für die Vergleichende Musikwissenschaft ein kaum zu überblickendes Arbeitsfeld. Die „Cantigas de Santa Maria" sind in vier Handschriften überliefert, drei befinden sich in Madrid, die vierte und wichtigste im Kloster Escorial. Johannes Bassart (Mitte 15. Jahrhundert) stammt aus der Umgebung von Lüttich (Tongres), 1422 erstmals als Sänger in Lüttich erwähnt. 1431 finden wir ihn an der päpstlichen Kapelle. Ab 1434 hält er sich mehrfach in Lüttich und Tongres auf und wird Hofkapellmeister Kaiser Friedrich III. in Graz und Wiener Neustadt. Kolmarer Liederhandschrift (15. Jahrhundert) Die Entstehung dieser Handschrift wird um die 70er Jahre des 15. Jahrhunderts in Mainz angenommen, doch enthält sie Dichtungen aus der Zeit vom 13. bis 15. Jahrhundert. Wie auch in der Jenaer Liederhandschrift beinhaltet sie großteils Lyrik außerhalb der Minnedichtung. Auch enthält sie nicht ausschließlich Dichter aus feudalen Kreisen. Oswald von Wolkenstein (um 1377 in Schöneck/Alto Adige - 1445 in Neustift/Brixen) übte noch in mehreren Ländern, vor Fürsten, Bischöfen oder aber auch vor Gästen in Wirtshäusern und Tanzsälen die Kunst des Singens und Sagens. Er selbst sang seine Gesänge in der Tenorlage und vermochte zu „videln, trumen, pauken und pfeiffen". Mit seinem umfangreichen Werk, das in drei, unter seiner Aufsicht angelegten Handschriften überliefert ist und aus ein- wie mehrstimmigen Gesängen besteht, trug er auf eigenständige Weise dazu bei, die Gesellschaftsmusik bei Hofe zu bereichern und auch das kunstvolle bürgerlich-intime Hauslied zu initiieren. Die Musikwissenschaft zweifelte daran, daß Wolkenstein selbst mehrstimmig komponieren konnte. Man entdeckte einige wenige italienische und französische Kompositionen, die mit kleinen Veränderungen von Wolkenstein mit neuen Texten versehen wurden und schloß daraus, daß dies bei allen seinen mehrstimmigen Sätzen zutreffen könnte. Wir teilen diese Meinung nicht. Gerade jene Stücke, in denen Wolkenstein ein oder zwei Stimmen aus einer bereits bekannten Komposition entlehnte (was zu seiner Zeit allgemein üblich war) zeigen, wie sehr er im Stande war, durch Hinzufügen einer Stimme den Charakter des Stückes völlig zu verändern, was nur einem in der Mehrstimmigkeit versierten Komponisten so gelingen konnte. Auch zeigen seine Werke, daß Wolkenstein von seinen italienischen Zeit- und Landesgenossen zwar viel an Satztechnik gelernt, dennoch aber einen sehr eigenständigen, unverwechselbaren Stil hervorgebracht hat. Mensuralcodex des Nicolaus Apel Nicolaus Apel (um 1470 - 1537) war Professor für Philosophie an der Universität in Leipzig. Der von ihm zusammengestellte Codex ist eines der ersten bürgerlichen Manuskripte, in dem Kompositionen aus fast einem Jahrhundert zu Hausmusikzwecken zusammengetragen wurden. Unter zahllosen Anonymen finden sich auch bekannte Namen wie Adam von Fulda oder Heinrich Fink. Die meisten Kompositionen sind geistliche „Gesellschaftslieder" von der Gattung des Deutschen Tenorlieds. Anders als beim Burgundischen Sololied liegt beim Deutschen Tenorlied die gesungene Melodie (manchmal auch zwei oder drei verschiedene - meist ein bekanntes Lied oder ein Choralabschnitt) unfiguriert eingebettet in den diminuierenden Instrumentalstimmen. Es kommt aber vor allem bei älteren Kompositionen auch vor, daß der Tenor, vom Burgundischen Lied beeinflußt, in der Oberstimme liegt. In diesem Codex sind die meisten Kompositionen ohne Text überliefert. Cancionero Musical del Palacio und Cancionero Musical de la casa de Medinaceli sind die beiden wichtigsten Quellen polyphoner spanischer Musik im 15. und 16. Jahrhundert. Sie enthalten drei - und vierstimmige Kompositionen weltlichen wie geistlichen Inhalts. Die in diesen Codices im Laufe des 15. und 16. Jahrhunderts gesammelten Kompositionen sind das Ergebnis der Verschmelzung des iberischen Idioms mit der importierten niederländischen Satzkunst, wobei besonders die rhythmische Eigenart in den meisten Fällen als typisch spanisches Element erhalten blieb. Codex Montpellier Handschrift der medizinischen Fakultät der Universität von Montpellier (med. H 196), Beinhaltet 2 und 3-stimmige (auch einige vierstimmige) geistliche und weltliche Chansonmotetten und Conductus in lateinischer und französischer Sprache. In ihm spiegelt sich das französische Motettenrepertoire des 13. Jahrhunderts. Codex Squarcialupi (Florenz, Medicea Laurenziana pal. 87) Dieser Codex wurde von dem Florentinischen Domorganisten Squarcialupi (Vorgänger Heinrich Isaacs) im 14. Jahrhundert angelegt. Es handelt sich um eine Prachthandschrift die die wichtigsten weltlichen Kompositionen der italienischen Ars Nova enthält und in der die bedeutendsten italienischen Komponisten der Zeit vertreten sind. ~ Die Libretti und Texte als pdf-Datei zum Ausdrucken ~ 1. Konzertbeginn / Concert Start 1. Konzertbeginn / Concert Start 2. Psalm 115: "Nicht uns, o Herr, nicht uns..." Kodex Nikolaus Apel (um 1470 - 1537) Nicht uns, o Herr, nicht uns, Ehre verleih deinem Namen, um deiner Gnade willen und deiner Treue. Warum sollen sagen die Heiden: Wo ist nun ihr Gott? Unser Gott ist im Himmel, alles was er wollte, er hat es vollbracht. Ihre Götzen aber sind Silber und Gold, gebildet von Menschenhand, sie haben einen mund und können nicht reden, sie haben Augen und sehen nicht Sie haben Ohren und können nicht hören, sie haben eine Nase und riechen nicht. Sie haben Hände und können nicht greifen, sie haben Füße und gehen nicht. Ihnen gleichen, die sie gebildet, und jeder der ihnen vertraut. Israels Haus vertraut auf den Herren, er ist ihm Hilfe und Schild. Aarons Haus vertraut auf den Herren, er ist ihm Hilfe und Schild. Alle die die Gott fürchten sie vertrauen dem Herrn. Der Herr denkt an uns, er möge uns segnen, Segen dem Hause Aaron und Israel. Die, die fürchten den Herrn, er möge sie segnen, Kleine und Große zumal. Es gebe der Herr euch Gedeihen, euch, sowie euren Kindern. Seid gesegnet vom Herrn der geschaffen Himmel und Erde. Nicht die Toten preisen den Herrn, keiner, der hinabsteigt zur Tiefe. Wir aber, dürfen ihn preisen, heute und immerdar. 2. Psalm 115: "Nicht uns, o Herr, nicht uns..." Kodex Nikolaus Apel (um 1470 - 1537) Nicht uns, o Herr, nicht uns, Ehre verleih deinem Namen, um deiner Gnade willen und deiner Treue. Warum sollen sagen die Heiden: Wo ist nun ihr Gott? Unser Gott ist im Himmel, alles was er wollte, er hat es vollbracht. Ihre Götzen aber sind Silber und Gold, gebildet von Menschenhand, sie haben einen mund und können nicht reden, sie haben Augen und sehen nicht Sie haben Ohren und können nicht hören, sie haben eine Nase und riechen nicht. Sie haben Hände und können nicht greifen, sie haben Füße und gehen nicht. Ihnen gleichen, die sie gebildet, und jeder der ihnen vertraut. Israels Haus vertraut auf den Herren, er ist ihm Hilfe und Schild. Aarons Haus vertraut auf den Herren, er ist ihm Hilfe und Schild. Alle die die Gott fürchten sie vertrauen dem Herrn. Der Herr denkt an uns, er möge uns segnen, Segen dem Hause Aaron und Israel. Die, die fürchten den Herrn, er möge sie segnen, Kleine und Große zumal. Es gebe der Herr euch Gedeihen, euch, sowie euren Kindern. Seid gesegnet vom Herrn der geschaffen Himmel und Erde. Nicht die Toten preisen den Herrn, keiner, der hinabsteigt zur Tiefe. Wir aber, dürfen ihn preisen, heute und immerdar. 3. Benedicamus Domino Gregorianischer Choralabschnitt Laßt uns Gott loben 3. Benedicamus Domino Gregorianischer Choralabschnitt Laßt uns Gott loben 4. Groß bist du, Herr... (Text) aus: Confessiones, erstes Buch, Kapitel 1 Aurelius Augustinus (345 - 430) Groß bist du, Herr, und hoch zu preisen! Groß ist deine Macht und deine Weisheit unermeßlich! Preisen werden den Herren alle die ihn auch nur suchen, denn wer ihn sucht wird ihn finden und wer ihn findet wird ihn preisen. 4. Groß bist du, Herr... (Text) aus: Confessiones, erstes Buch, Kapitel 1 Aurelius Augustinus (345 - 430) Groß bist du, Herr, und hoch zu preisen! Groß ist deine Macht und deine Weisheit unermeßlich! Preisen werden den Herren alle die ihn auch nur suchen, denn wer ihn sucht wird ihn finden und wer ihn findet wird ihn preisen. 5. Benedicamus Domino St. Martial, Organum anonymus (12. Jh.) Laßt uns Gott loben 5. Benedicamus Domino St. Martial, Organum anonymus (12. Jh.) Laßt uns Gott loben 6. Ich liebe dich, Herr... (Text) aus: Confessiones, zehntes Buch, Kapitel 6 Aurelius Augustinus (345 - 430) Ich liebe dich, Herr, ohne Wanken und Zweifel meiner Liebe voll und fest bewußt. Mein Herz hast du mit deinem Wort getroffen und ich war dein. Was aber liebe ich, da ich liebe meinen Gott? Nicht die Schönheit eines Körpers noch den Rhythmus der bewegten Zeit, nicht den Glanz des Lichtes der so lieb den Augen, nicht die süßen Melodien in der Welt des Tönens aller Art, nicht der Blumen, Salben, Spezereien Wohlgeruch, nicht Manna und nicht Honig, nicht Leibesglieder, die köstlich sind der fleischlichen Umarmung. Nichts von alldem liebe ich, wenn ich liebe meinen Gott. Und dennoch liebe ich ein Licht und einen Klang und einen Duft und eine Speise, und eine Umarmung wenn ich liebe meinen Gott. 6. Ich liebe dich, Herr... (Text) aus: Confessiones, zehntes Buch, Kapitel 6 Aurelius Augustinus (345 - 430) Ich liebe dich, Herr, ohne Wanken und Zweifel meiner Liebe voll und fest bewußt. Mein Herz hast du mit deinem Wort getroffen und ich war dein. Was aber liebe ich, da ich liebe meinen Gott? Nicht die Schönheit eines Körpers noch den Rhythmus der bewegten Zeit, nicht den Glanz des Lichtes der so lieb den Augen, nicht die süßen Melodien in der Welt des Tönens aller Art, nicht der Blumen, Salben, Spezereien Wohlgeruch, nicht Manna und nicht Honig, nicht Leibesglieder, die köstlich sind der fleischlichen Umarmung. Nichts von alldem liebe ich, wenn ich liebe meinen Gott. Und dennoch liebe ich ein Licht und einen Klang und einen Duft und eine Speise, und eine Umarmung wenn ich liebe meinen Gott. 7. Benedicamus Domino Motettischer Satz Ghirardellus de Florenzia (14. Jh.) Laßt uns Gott loben 7. Benedicamus Domino Motettischer Satz Ghirardellus de Florenzia (14. Jh.) Laßt uns Gott loben 8. Wenn ich scheine mußt Du leuchten... (Text) Mechthild von Magdeburg (1210 - 1283) Wenn ich scheine, so mußt du leuchten, wenn ich fließe, so mußt du tosen, wenn du seufzest, so ziehst du mein göttlich Herz in dich hinein. Wenn du weinst nach mir, so nehme ich dich in meinen Arm. Wenn du aber liebst, so wer4den wir zwei eines, und wenn wir zwei so eines sind, so kann da nie mehr Trennung geschehen, sondern ein lustvolles Harren wohnt zwischen uns beiden. Herr, so harre ich denn mit Hunger und Durst, mit Hasten und mit Lust bis zur leuchtenden Stunde da aus deinem göttlichen Munde fließen die erlesenen Worte, die niemand hört, als die Seele allein, die sich entblößt von der Erde und ihr Ohr legt an deinen Mund.... Ja – die begreift das Ereignis der Liebe. 8. Wenn ich scheine mußt Du leuchten... (Text) Mechthild von Magdeburg (1210 - 1283) Wenn ich scheine, so mußt du leuchten, wenn ich fließe, so mußt du tosen, wenn du seufzest, so ziehst du mein göttlich Herz in dich hinein. Wenn du weinst nach mir, so nehme ich dich in meinen Arm. Wenn du aber liebst, so wer4den wir zwei eines, und wenn wir zwei so eines sind, so kann da nie mehr Trennung geschehen, sondern ein lustvolles Harren wohnt zwischen uns beiden. Herr, so harre ich denn mit Hunger und Durst, mit Hasten und mit Lust bis zur leuchtenden Stunde da aus deinem göttlichen Munde fließen die erlesenen Worte, die niemand hört, als die Seele allein, die sich entblößt von der Erde und ihr Ohr legt an deinen Mund.... Ja – die begreift das Ereignis der Liebe. 9. Aucun - Amor - Kyrie Kodex Montpellier, Motette anonymus (13. Jh.) 9. Aucun - Amor - Kyrie Kodex Montpellier, Motette anonymus (13. Jh.) Triplum: Aucuns vont souvent par leur envie mesdisant d'amours, mès il n'est si bonne vie com d'amer loiaument, quar d'amours vient toute courtoisie et tout honour et tout bon ensegnement. Tout ce puet en li prouver, qui amie veut faire sans boisdie et amer vraiment, que ja en li n'iert assise villanie ne couvoitise d'amasser argent; ains aime bonne compaignie et despent adés largement, et si n'a en li felonie n'envie sus autre gent, mès a chascun s'umelie et parole courtoisement, s'il a du tout sans partie, mis son cuer en amer entierement: Et sachiés qu'il n'aime mie, ains ment, s'il se demaine autrement! Triplum: So manche verleumden öfters voll Neid die Liebe, doch gibt es kein schöneres Leben als in Treue zu lieben, denn von der Liebe kommt alle Höflichkeit, alle Ehre und gute Erziehung. Dies kann einer unter Beweis stellen der ohne Falschheit und wahrhaft liebt, von dem niemals Gemeinheit noch Begierde Geld anzuhäufen Besitz ergriffen hat; der vielmehr nach guter Gesellschaft strebt und diese eifrig pflegt und der Untreue verachtet noch anderen Leuten etwas neidet sondern sich jedem demütig nähert und höflich mit ihm spricht, und der vor allem, ohne Abstriche sein Herz gänzlich der Liebe gewidmet hat: Und wisset: nie hat einer wirklich geliebt, vielmehr nur gelogen, wenn er sich anders verhält! Motetus: Amor qui cor vulnerat humanum, quem generat carnalis affectio, nunquam sine vicio', vel raro potest esse, quoniam est necesse, ut quo plus diligitur res que cito labitur et transit, eo minus diligatur dominus. Tenor: Kyrie eleyson. Motetus: Die Liebe, die das menschlich Herz verletzt, geboren aus fleischlicher Begierde, kann niemals, oder nur selten frei von Laster sein; daraus ergibt sich notwendig dass, je mehr man diese Sache schätzt, die doch so schnell entgleitet und vergeht, umso weniger unseren Herrn erfreut. Tenor: Herr erbarme dich unser. 10. "A" setzen wir, das ist unser Herr und Gott... (Text) aus: "Ars maior" (1273), Über die Figur "A" Ramon Lull Über die Figur “A“ „A“ setzen wir, - das ist unser Herr und Gott! Diesem „A“ schreiben wir 16 Tugendkräfte zu, deren Namen durch die Buchstaben „B“ bis „R“ vertreten werden. Aus ihnen werden 21 Kombinationskammern gebildet, durch welche die Liebhaber dieser Kunst Kenntnis über Gott haben können und wodurch sie Fragen stellen und diese auch durch notwendige Gründe lösen können, wofern nur die Seele „S“ für jede Kombinationskammer aus einer Tugendkraft ein Subjekt und aus der jeweiligen anderen ein Prädikat weise und klug aufzustellen und schuldiger Form gemäß durch alle Kombinationskammern von „A“ „T“ „V“ „X“ vorzugehen versteht. Und es ist von Nöten, daß „S“, die Seele, dem „Y“, der Wahrheit, unterworfen sei, dem „Z“ aber, der Falschheit, so entgegenstehe, daß sie alle Bedeutungen, die gegen „A“, oder Gott, sind, leugne, und aus allen Kräften meide, denn es kann in „Y“, der Wahrheit, keine Bedeutung geben, die gegen eine oder mehrere Kombinations- kammern dieses „A“ stehen. und andererseits kann es in „Z“, der Falschheit, keine keine Bedeutung geben, welche mit einer oder mit mehreren Kombinationskammern dieses „A“ einig gehen. Jede Bedeutung aber ist im „Y“, die dem „Z“ widerspricht. Das Z verbirgt und verdunkelt die Kombinationskammern des „A“ Gottes. 10. "A" setzen wir, das ist unser Herr und Gott... (Text) aus: "Ars maior" (1273), Über die Figur "A" Ramon Lull Über die Figur “A“ „A“ setzen wir, - das ist unser Herr und Gott! Diesem „A“ schreiben wir 16 Tugendkräfte zu, deren Namen durch die Buchstaben „B“ bis „R“ vertreten werden. Aus ihnen werden 21 Kombinationskammern gebildet, durch welche die Liebhaber dieser Kunst Kenntnis über Gott haben können und wodurch sie Fragen stellen und diese auch durch notwendige Gründe lösen können, wofern nur die Seele „S“ für jede Kombinationskammer aus einer Tugendkraft ein Subjekt und aus der jeweiligen anderen ein Prädikat weise und klug aufzustellen und schuldiger Form gemäß durch alle Kombinationskammern von „A“ „T“ „V“ „X“ vorzugehen versteht. Und es ist von Nöten, daß „S“, die Seele, dem „Y“, der Wahrheit, unterworfen sei, dem „Z“ aber, der Falschheit, so entgegenstehe, daß sie alle Bedeutungen, die gegen „A“, oder Gott, sind, leugne, und aus allen Kräften meide, denn es kann in „Y“, der Wahrheit, keine Bedeutung geben, die gegen eine oder mehrere Kombinations- kammern dieses „A“ stehen. und andererseits kann es in „Z“, der Falschheit, keine keine Bedeutung geben, welche mit einer oder mit mehreren Kombinationskammern dieses „A“ einig gehen. Jede Bedeutung aber ist im „Y“, die dem „Z“ widerspricht. Das Z verbirgt und verdunkelt die Kombinationskammern des „A“ Gottes. 11. Tribulatio proxima est Doppelhoquetus über dem Tenor "David" Guillaume de Machault (um 1300 - 1377) 11. Tribulatio proxima est Doppelhoquetus über dem Tenor "David" Guillaume de Machault (um 1300 - 1377) tenor: Tribulatio proxima est et non est, qui adjuvet. Triplum: Christe, qui lux es et dies fideliumque requies nos visita. Tu furoris temperies tu dulcoris planicies nunc excita posse tuum, precipita depredantes, qui nos ita vituperant. Sicut per te fuit vita patribus nostris reddita. qui tunc erant nec tueri se poterant, sed ad te reclamaverant, Deus fortis, sic cave ne nos atterant qui nos in guerris lacerant nunc subortis, et a dire nexu mortis, cuius sumus jam in portis, nos protegas. Gentem seves tue sortis, tui fratris ac consortis, causam regas. Qui malos a te segregas nec justis opem denegas, legislator, proditores nunc detegas horumque visum contegas. Consolator, Danielis visitator puerorumque salvator in fornace, per Abacuc confortator, sis pro nobis preliator et dimitas nos in pace. tenor: Die Verwirrung ist nah, doch niemand der hilft. Triplum: Du Christus, der Du das Licht bist und der Tag und die Zuflucht der Gläubigen, komm zu uns. Du Mäßiger der Raserei, Du Hort der Milde, erhebe nun deine Macht, stürze die Räuber, die uns so bedrängen. So wie durch dich das Leben unseren Vätern ward gegeben die damals waren und sich nicht schützen konnten, sondern zu dir um Hilfe riefen, starker Gott, so mache auch, dass die uns nicht vernichten die uns in Kriegen zerfleischen die nun ausgebrochen sind, und schütze uns vor der Umklammerung des grässlichen Todes, an dessen Pforten wir uns schon befinden. Bewahre dein auserwähltes Geschlecht, lenke die Sache deines Bruders und der Gefährten. Du, der du die Bösen von dir wiest, und den Gerechten Hilfe nicht verweigerst, Gesetzgeber, entlarve nun die Verräter und verdunkle ihren Blick. Du Trostspender, Besucher Daniels und Retter der Jünglinge im Feuerofen, Du Kraftspender durch Habakuk, sei für uns Kämpfer und entlasse uns in Frieden. Motetus: Veni creator spiritus, flencium audi gemitus, quos nequiter gens misera destruit, veni, propera. Jam nostra virtus deficit nec os humanum sufficit ad narrandum obprobria, que nobis dant vecordia, divisio cupiditas fidelium raritas, unde flentes ignoramus, quid ager debeamus. Circumdant nos inimici, sed et nostri domestici conversi sunt in predones: leopardi et leones, lupi, milvi et aquile rapiunt omne reptile. Consumunt nos carbunculi. Ad te nostri sund oculi: Perde gentem hanc rapacem, Jhesu, redemptor seculi, et da nobis tuam pacem. Motetus: Komm, oh Schöpfergeist, höre das Seufzen der Weinenden, die ein nichtswürdiges Geschlecht leichtsinnig vernichtet. Komm und eile! Schon schwindet unsere Kraft, und der Mund des Menschen reicht nicht aus die Schandtaten zu schildern, die uns Wahnsinn, Uneinigkeit und Gier und Mangel an Treue zufügen, weshalb wir Weinenden nicht wissen, was wir tun sollen. Feinde umgeben uns aber auch unsere Freunde haben sich in Raubtiere verwandelt: Leoparden und Löwen, Wölfe, Geier und Adler rauben alles was da kriecht. Es verzehren uns die Kohlen. Auf Dich sind unsere Augen gerichtet: Verdirb dieses räuberische Geschlecht, Jhesus, du Erlöser, und gib uns den Frieden. 12. Oh Himmel-König... (Text) Der Kanzler (um 1300) O Himmel-König, o Himmel-Vogt, gewaltiger Fürst der Lüfte gar, Gott, Meister auch der Helle, das Schiff ist auf das Meer gezogt und fährt ein gar gefährlich Fahrt gen Winde und gen Welle. Zerschlissen ist des Segels Kraft ich wähn die Mannen schon ertringen. Sieh, süßer Krist, an dein Geschaft wie wir von Tag zu Tag gen Grunde sinken. Hilf Herre, deiner Hand Getat! Dein alt Erbarmen werd an uns erzeiget! Gedenke, daß an dem Kreuze hat dein gütig Haupt sich gegen uns geneiget. 12. Oh Himmel-König... (Text) Der Kanzler (um 1300) O Himmel-König, o Himmel-Vogt, gewaltiger Fürst der Lüfte gar, Gott, Meister auch der Helle, das Schiff ist auf das Meer gezogt und fährt ein gar gefährlich Fahrt gen Winde und gen Welle. Zerschlissen ist des Segels Kraft ich wähn die Mannen schon ertringen. Sieh, süßer Krist, an dein Geschaft wie wir von Tag zu Tag gen Grunde sinken. Hilf Herre, deiner Hand Getat! Dein alt Erbarmen werd an uns erzeiget! Gedenke, daß an dem Kreuze hat dein gütig Haupt sich gegen uns geneiget. 13. Christe - Veni creator - Tribulatio Geistliche Motette Guillaume de Machault (um 1300 - 1377) 13. Christe - Veni creator - Tribulatio Geistliche Motette Guillaume de Machault (um 1300 - 1377) 14. O Mensch, bezeichnet und geziert mit Gottes Ebenbild... (Text) Meditation über die menschliche Natur zugeschrieben: Bernhard von Clairvaux (1091 - 1153) O Mensch, bezeichnet und geziert mit Gottes Ebenbild, im Glauben vermählt, mit Geist beschenkt, durch Blut erlöst, den Engeln vergleichbar der Seeligkeit teilhaftig, Erbe der Güte, mit Vernunft begabt, warum schätzest du deine Seele so gering und ziehst ihr das nichtnichtsnutzige Fleisch vor, die vergängliche Speise der Würmer? Ist nicht der Sohn Gottes herabgestiegen von seinem Thronsitz, um ihretwillen, damit er sie befreite aus der Macht des Teufels?!?! 14. O Mensch, bezeichnet und geziert mit Gottes Ebenbild... (Text) Meditation über die menschliche Natur zugeschrieben: Bernhard von Clairvaux (1091 - 1153) O Mensch, bezeichnet und geziert mit Gottes Ebenbild, im Glauben vermählt, mit Geist beschenkt, durch Blut erlöst, den Engeln vergleichbar der Seeligkeit teilhaftig, Erbe der Güte, mit Vernunft begabt, warum schätzest du deine Seele so gering und ziehst ihr das nichtnichtsnutzige Fleisch vor, die vergängliche Speise der Würmer? Ist nicht der Sohn Gottes herabgestiegen von seinem Thronsitz, um ihretwillen, damit er sie befreite aus der Macht des Teufels?!?! 15. Nova laude, terra, plaude... Benedicamustropus, Benedictinerinnenkloster, Konstanz anonymus (um 1300) 15. Nova laude, terra, plaude... Benedicamustropus, Benedictinerinnenkloster, Konstanz anonymus (um 1300) nova laude terra plaude soli splendens radio. Nova domo nubit homo sui patris filio per quem cuncti nos redempti benedicamus domino. Puro corde et animo benedicamus domino. Von neuem Lob erschalle die Erde, erleuchtet von einem einzigen Strahl. Ein neues Haus bezieht der Mensch durch den Sohn seines Vaters, durch den wir alle erlöst sind, gelobt sei der Herr. Reinen Herzens und reinen Geistes lasst uns loben den Herrn. 16. Omnis mundus - Omnes nunc Weihnachtsmotette anonymus (14. Jh.) 16. Omnis mundus - Omnes nunc Weihnachtsmotette anonymus (14. Jh.) Omnis nunc - Omnis mundus Motetus: Omnis nunc microcosmus in gaudio jocundetur nato Christo atque salvatore, casta, pia, mater Maria regia quae concepit supremi Gabrielis nuncii ore. Sonoris, dulcis sonis ac laetis vocibus, sinceris puris candentibus vel puris mentibus, exultemus, gaudeamus, concinamus atque laetemur hodie. Hodie die, hac salutis die. Christus saeculi factor natus ex Maria sanctissima, castissima ac virginum virgine, ex diva, diva virgine, humilima virgine, viri viri viri nescia, praeclara virgine. Gaudeamus et psallamus itaque... Motetus: In Freuden freut sich alle Welt der Geburt Jesu Christ des Erlösers, aus der reinen, frommen Mutter Maria der Königin, die die Botschaft empfing aus dem Mund des erhabenen Gesandten Gabriel. Mit klingende, süßen Tönen und frohen Stimmen, mit unverdorben reinem, glühendem Sinn, lasst heute uns jubeln, uns freuen, zusammen singen und fröhlich sein. Heut' ist der Tag, der Tag des Heils. Christus der Schöpfer ist geboren aus Maria der heiligsten aus der allerkeuschesten Jungfrau aller Jungfrauen. Aus der göttlichen Jungfrau, der barmherzigen Jungfrau, der des Mannes unkundigen leuchtenden Jungfrau. So lasst in Freude uns singen... Tenor: Omnis mundus jocundetur nato salvatore casta mater quae concepit Gabrielis ore. Sonoris vocibus sinceris mentibus, exultemus et laetemur hodie. Christus natus ex Maria virgine, Gaudeamus et psallamus itaque.... Tenor: Alle Welt ist erfreut durch des Erlösers Geburt aus der keuschen Mutter die empfing die Botschaft Gabriels. Mit klingenden Stimmen und unverdorbenem Sinn lasst heute uns jubeln und fröhlich sein. Christ ist geboren aus der Jungfrau Maria, So lasst in Freude uns singen... 17. Wie uns die Heiligen helfen (Text) St. Paulis Regeln für die Pauren Aus dem Liederbuch der Clara Hätzlerin (1471) anonymus Ist’s Wetter zu St.Pauli klar so bedeutet’s ein gut’s Jahr. Wenn’s aber regnet oder schneyt so deut’s auf Teuerung zu der Zeit. Hat’s aber an dem Tag ein Wint bedeut’s, daß man auf streiten sinnt. Wirt gar ein Nebel so tut’s bedeuten ein großes Sterben unter den Leuten. Dies sind St.Paulis Regeln für die Pauren Dennoch sollst du auf Gott vertrauen. 17. Wie uns die Heiligen helfen (Text) St. Paulis Regeln für die Pauren Aus dem Liederbuch der Clara Hätzlerin (1471) anonymus Ist’s Wetter zu St.Pauli klar so bedeutet’s ein gut’s Jahr. Wenn’s aber regnet oder schneyt so deut’s auf Teuerung zu der Zeit. Hat’s aber an dem Tag ein Wint bedeut’s, daß man auf streiten sinnt. Wirt gar ein Nebel so tut’s bedeuten ein großes Sterben unter den Leuten. Dies sind St.Paulis Regeln für die Pauren Dennoch sollst du auf Gott vertrauen. 18. Arcangel San Miguel... Dreistimmiger Satz über ein Volkslied aus: Cancionero musical del Palacio Lope de Baena (um 1500) Arcángel San Miguel Tú Segnor, Seas sienpre en mi favor. Tú, que con mucha excelencia Al tienpo de la sentencia Pesarás nuestra conciencia Sin eror Quieras ser mi valedor Arcángel San Miguel Tú Segnor, Seas sienpre en mi favour. Pues angel glorificado Qu’eres de Dios amado, Tú me sei buen abogado Con amor Ante nuestre Redentor Arcángel San Miguel Tú Segnor, Seas sienpre en mi favour. O heiliger Erzengel Michael, edler Herr, bleibe du mir immer gewogen. Du, der du stets mit feinem Gefühl am Jüngsten Tag unbeirrbar wirst unser Gewissen wiegen, mögest du mir Fürsprecher sein. O heiliger Erzengel Michael, edler Herr, bleibe du mir immer gewogen. Als glorreicher Engel, von Gott geliebt, sei mir ein guter und mutiger Verteidiger vor unserem Herrn O heiliger Erzengel Michael, edler Herr, bleibe du mir immer gewogen. 19. Der heilige Erzengel Michael aus dem Handbuch der Heiligen Der heilige Erzengel Michael, der Patron der katholischen Kirche, des deutschen Volkes, der Ritter und Soldaten der Kaufleute, Waagenhersteller, Eicher, Apotheker, Drechsler, Bäcker, Schneider, Glaser, Maler, Vergolder, Radiomechaniker, Sterbenden und armen Seelen, hilft gegen Blitz und Ungewitter. Der heilige Antonius von Padua, der Patron der Liebenden und Ehevermittler, hilft gegen Unfruchtbarkeit, Fieber, teuflische Mächte und Viehkrankheiten. Die heilige Barbara hilft gegen Feuersbrunst und plötzlichen Tod. Der heilige Bartolomäus hilft gegen Zuckungen. Die heilige Bertila hilft gegen Kropf, Blitz und Gewitter. Der heilige Blasius, der Patron der Ärzte, Musikanten und Seifensieder, hilft gegen Blasenkrankheiten, Pest und Zahnweh. Die heilige Gertrud hilft gegen Ratten und Mäuse. Der heilige Arbogast hilft gegen Müdigkeit. Die heilige Anastasia, die Patronin der Presse, hilft gegen Kopfweh 19. Der heilige Erzengel Michael aus dem Handbuch der Heiligen Der heilige Erzengel Michael, der Patron der katholischen Kirche, des deutschen Volkes, der Ritter und Soldaten der Kaufleute, Waagenhersteller, Eicher, Apotheker, Drechsler, Bäcker, Schneider, Glaser, Maler, Vergolder, Radiomechaniker, Sterbenden und armen Seelen, hilft gegen Blitz und Ungewitter. Der heilige Antonius von Padua, der Patron der Liebenden und Ehevermittler, hilft gegen Unfruchtbarkeit, Fieber, teuflische Mächte und Viehkrankheiten. Die heilige Barbara hilft gegen Feuersbrunst und plötzlichen Tod. Der heilige Bartolomäus hilft gegen Zuckungen. Die heilige Bertila hilft gegen Kropf, Blitz und Gewitter. Der heilige Blasius, der Patron der Ärzte, Musikanten und Seifensieder, hilft gegen Blasenkrankheiten, Pest und Zahnweh. Die heilige Gertrud hilft gegen Ratten und Mäuse. Der heilige Arbogast hilft gegen Müdigkeit. Die heilige Anastasia, die Patronin der Presse, hilft gegen Kopfweh 20. St. Martein, lieber Herre... Hermann, Münch von Salzburg (2. Hälfte 14. Jh.) Martein lieber herre nu laß uns fröhleich sein! heint zu deinen eren und durch den willen dein, dy genns solt du uns meren und auch küelen wein, gesoten und gepraten sy müessen all herein. 20. St. Martein, lieber Herre... Hermann, Münch von Salzburg (2. Hälfte 14. Jh.) Martein lieber herre nu laß uns fröhleich sein! heint zu deinen eren und durch den willen dein, dy genns solt du uns meren und auch küelen wein, gesoten und gepraten sy müessen all herein. 21. Quem terra, pontus, aethera... Ambrosianischer Marienhymnus Zisterzienser-Stift Heiligenkreuz (um 1300) 21. Quem terra, pontus, aethera... Ambrosianischer Marienhymnus Zisterzienser-Stift Heiligenkreuz (um 1300) Quem terra, pontus aethera.... Venantius Honorius Clementianus Fortunatus Quem terra, pontus, aethera colunt, adorant, praedicant trinam regentem machinam, claustrum marie baiulat. Den die Erde, das Meer und die Himmel verehren, anbeten, vorhersagen, den dreifach regierenden König trägt der Schoß Mariens. Cui luna sol et omnia deserviunt per tempora perfusa celi gratia gestant puella viscera. Dem der Mond, die Sonne und alles durch alle Zeiten eifrig dienen von himmlischer Gnade übergossen trägt ihn der Leib der Jungfrau. Mirantur ergo saecula quod angelus fert semina quod aure virgo concipit et corde credens partuit. Daher bewundert man in alle Ewigkeit dass der Engel den Samen bringt dass die Jungfrau durch das Ohr empfängt und durch den Glauben im Herzen gebiert. Beata mater munere cuius supernus artifex mundum pugillo continens ventris sub arca clausus est. Glückliche Mutter, beschenke (uns), der göttliche Urheber, der nach der Schrift die Welt zusammenhält ist in deinem Leib verschlossen. Benedicta cael nuntio foecunda sancto spiritound desideratus gentibus cuius per alvum fusus est. Du warst gegrüßt durch den Boten des Himmels fruchtbar durch den Heiligen Geist, der von den Völkern ersehnte ward durch den Mutterleib hervorgebracht. O gloriosa domina excelsa supra sidera qui te creavit provide lactasti sacro ubere. O glorreiche Herrin du wurdest erhoben über die Sterne, der dich erschuf, er schenke dir eine milchbringende, heilige Mutterbrust. Quod eva tristis abtulit tu reddis almo germine. intrent ut astra flebiles caeli fenestra facta est. Was Eva, die unglückliche, uns nahm, du bringst es zurück im segenspendenden Keim. Ihr Beklagenswerten, erhebt euch wie die Sterne, ein Fenster zum Himmel ist aufgestoßen. Tu regis alti ianua et porta lucis fulgida Vitam datam per virginem gentes redemptae plaudite. Du, Königin, bist die weite Öffnung und das Tor zum schimmernden Licht: Frohlocket ihr erlösten Völker durch die Jungfrau wird das Leben geschenkt. Maria, mater gratiae mater misericordiae tu nos ab hoste protege et hora mortis suscipe. Maria, Gnadenmutter, Mutter der Barmherzigkeit, bewahre uns vor dem Feinde und nimm uns auf in der Stunde des Todes. 22. Durch die Frau kam das Übel - durch die Frau kam das Gute... (Text) Ambrosius von Mailand (gest. 397) Predigt XLV Durch die Frau kam das Übel – durch die Frau kam das Gute. Weil wir durch Eva gefallen sind stehen wir aufrecht durch Maria. Durch Eva wurden wir zur Sklaverei verurteilt, durch Maria wurden wir freigemacht. Eva entzog uns das unvergängliche Leben, Maria gab es uns zurück. Was durch Adam verschuldet war wird reingewaschen durch Maria. Selig daher Eva, aus welcher das Menschengeschlecht hervorging, seliger noch Maria, aus welcher Christus hervorging. 22. Durch die Frau kam das Übel - durch die Frau kam das Gute... (Text) Ambrosius von Mailand (gest. 397) Predigt XLV Durch die Frau kam das Übel – durch die Frau kam das Gute. Weil wir durch Eva gefallen sind stehen wir aufrecht durch Maria. Durch Eva wurden wir zur Sklaverei verurteilt, durch Maria wurden wir freigemacht. Eva entzog uns das unvergängliche Leben, Maria gab es uns zurück. Was durch Adam verschuldet war wird reingewaschen durch Maria. Selig daher Eva, aus welcher das Menschengeschlecht hervorging, seliger noch Maria, aus welcher Christus hervorging. 23. Ad laudes marie cantemus hodie... Benedictinerinnenkloster, Konstanz Gregorianischer Conductus (12. Jh.) 23. Ad laudes marie cantemus hodie... Benedictinerinnenkloster, Konstanz Gregorianischer Conductus (12. Jh.) Ad laudes marie cantemus hodie. Rex regnum, domine, natus de virgine, fer opem hodie de dono grazie, nobis remedium prebens sempiternum. Zum Lob Mariens lasst heute uns singen. König der Könige, Herr, geboren aus der Jungfrau, vollbringe heute dein Werk Kraft der Gnade, erlöse uns auf ewig. 24. Einen gekrönten reien... Kolmarer Liederhandschrift Heinrich von Mügeln (um 1350) 24. Einen gekrönten reien... Kolmarer Liederhandschrift Heinrich von Mügeln (um 1350) Einen gekrönten reien... 1 Einen gekrönten reien sang ich der frawen min in disem süßen meien. nu lest mich ander pin. mit überswenken sorgen, verborgen, mir stricke hat geleit ein jeger siten wilde, der stetiglichen führt den tod an sinem schilde, freislich er nach mir spürt. jo ist sin tagereise in freise wol tusend mile breit. In diesem Mai noch sang ich meiner Dame einen "gekrönten Reigen", (1) nun aber lastet andere Pein auf mir. Ein Jäger von wilden Sitten hat heimlich Stricke mir gelegt aus übergroßem Kummer . In seinem Schilde führt er stets den Tod und grausam lauert er mir auf. Wahrhaftig, er verbreitet täglich Schrecken wohl über tausend Meilen. des muß ich dagen ich tar nicht brogen. wer möchte gesingen ader gesagen, sint ich in dort se nach mir jagen? freislich gespannen stet sin bogen, vier stral sin seite treit. Darüber muss ich schweigen, ich wage nicht zu zürnen, seh ich ihn also nach mir jagen, wer möchte da schon singen oder sagen? Grausam gespannt ist stets sein Bogen, vier Pfeile trägt er an seiner Seite. (2) (1) = ein bestimmter Reigentanz (2) = für jede Himmelsrichtung einen (1) = ein bestimmter Reigentanz (2) = für jede Himmelsrichtung einen Einen gekrönten reien... 2 is und sne uz wage wirt und ist doch ein ding. dri in eins wesens lage sizt gottes herzen ring. nach solcher hande meische zu fleische gab in der reinen meit Eis und Schnee entsteht aus Wasser und ist doch ein und das Selbe. Drei Wesenheiten in einem umschließt Gottes Herz. Nach solcher Art gab er der reinen Maid die Fleisch gewordene Gestalt di forme gottes kinde des hochsten himmels geist. das edel hofgesinde das half uns allermeist das von des himmels sale zu tale hat unser not gejeit. zum Gotteskind des höchsten Himmelsgeistes. Dies edle Hofgesinde vom Himmel kommend hat uns errettet, und unsere Not vertrieben. o mutter klar, nim unser war. du hast din ere von uns zwar, sint daz dich trug, naturen bar nach menschen ordenunge gar. durch uns got in dir teit. Oh strahlende Mutter nimm dich unser an. Wir verehren Dich wahrlich, Dich, die Du entgegen menschlicher Natur und Ordnung gebarst. Durch uns wirkt Gott in dir. Einen gekrönten reien... 3 Doch will ich von der frien singen als ich es kann den sun si uz den drien von einem worte span. ich hoff, si mich erweret. mich neret nicht anders als ir trost. Doch will ich von der Freien singen so gut ich kann. Den Sohn hat sie aus den "Dreien" durch ein Wort "gesponnen". Ich hoffe, sie errettet mich. Ich lebe nur von ihrem Trost. durchgoumen mag ir güte in lobbe nimen zwar sint durch ir herzen blüte des himmels adelar und ist hie mensche funden sin wunden mich sünder han erlost. Wahrlich, niemand kann ihre Güte genügend loben seit durch ihre Herzensblüte, des Himmels Adler ist Mensch geworden und seine Wunden dich, Sünder, erlöst haben. der meiden fin sin sang sal sin die gott gebar an alle pin davon sich brach des fluches lin. ich hoff daz si die seele min rett vor der helle rost. Der edlen Jungfrau weihe ich meinen Gesang, die Gott ohne alle Schmerzen gebar, wodurch des Fluches Fessel gebrochen ward. (3) So hoffe ich, dass sie meine Seele von der Hölle Rost errette. (3) "Fluches Fessel" = die Erbsünde 25. Sancho Pansa: "Und hätte ich auch nichts anderes..." (Text) aus Don Quijote Miguel Cervantes (1547 - 1616) Sancho Pansa: .......und hätte ich auch nichts anderes, als daß ich fest und aufrichtig an Gott glaube, und, wie ich stets getan, an alles, woran die heilige römische-katholische Kirche hält und glaubt, und daß ich ein Todfeind der Juden bin, so sollten die Erbarmen mit mir haben und mich in ihren Schriften freundlich erwähnen................... 25. Sancho Pansa: "Und hätte ich auch nichts anderes..." (Text) aus Don Quijote Miguel Cervantes (1547 - 1616) Sancho Pansa: .......und hätte ich auch nichts anderes, als daß ich fest und aufrichtig an Gott glaube, und, wie ich stets getan, an alles, woran die heilige römische-katholische Kirche hält und glaubt, und daß ich ein Todfeind der Juden bin, so sollten die Erbarmen mit mir haben und mich in ihren Schriften freundlich erwähnen................... 26. Praeludio: "Santa Maria amar..." aus: "Cantigas de Santa Maria" Alfonso el Sabio (reg. 1252 - 1284) 26. Praeludio: "Santa Maria amar..." aus: "Cantigas de Santa Maria" Alfonso el Sabio (reg. 1252 - 1284) Santa Maria amar devemos muit' e rogar que a ssa graça ponna sobre nos, por que errar non nos faça, nen peccar o demo sen vergonna. Maria müssen wir lieben und zu ihr beten, auf dass sie ihre Gnade über uns ausgieße und auf dass wir nicht irren und der Teufel uns nicht schamlos verführe. Porende vos contarey un miragre que achei que por húa badessa fez a Madre do gran Rey ca, per com' eu apres'ei, era-xe sua essa. Mas o demo enartar a foi por que emprennar s'ouve dun de Bolonna ome que de recadar avia e de guardar seu feit' e sa besonna. Darum erzähle ich euch ein Wunder von dem ich hörte, das die Mutter unseres Herrn an einer Äbtissin wirkte, die, wie ich weiß, besonders fromm gewesen. Doch der Teufel wollte sie verführen und um sie zu schwängern, bediente er sich eines Mannes aus Bolonna, der vergeblich versuchte, die Übeltat zu vollbringen und ihren Ruf zu vernichten. Santa Maria amar.... Maria müssen wir lieben.... 27. Gran dereit... aus: "Cantigas de Santa Maria" Alfonso el Sabio (reg. 1252 - 1284) 27. Gran dereit... aus: "Cantigas de Santa Maria" Alfonso el Sabio (reg. 1252 - 1284) Gran dereit' é que fill'o Demo por escarmento quen contra Santa Maria Filla atrevemento. Poren direi un miragre que foi gran verdade que fez en Costantinoble, na rica cidade, a Virgen, madre de Deus, por dar entendimento que quen contra ela vay, palla é contra vento. Gran dereit' é que fill'o Demo por escarmento quen contra Santa Maria Filla atrevemento. Húa omage pintada na rua siya en tavoa, mui ben feita, de Santa Maria, que non podian achar ontr' outras mais de cento tan fremosa, que furtar foi un judeu a tento. Gran dereit' é que fill'o Demo por escarmento quen contra Santa Maria Filla atrevemento. Ne noit' e poi-la levou sso ssa capa furtada en ssa cas' a foi deitar na camara privada des i assento-ss'aly e fez gran falimento mas o demo o matou, e foi a perdimento. Gran dereit' é que fill'o Demo por escarmento quen contra Santa Maria Filla atrevemento. Pois que o judeu assi foi mort' e cofondudo e o demo o levou que nunc' apareçudo foi un crischao enton con bon enssinamento a omajen foi sacar do logar balorento. Gran dereit' é que fill'o Demo por escarmento quen contra Santa Maria Filla atrevemento. Es ist nur gerecht, wenn die Strafe des Teufels denjenigen trifft, der Maria nicht ehrt. Ein wahres Wunder erzähle ich euch das in der reichen Stadt Konstantinopel die Jungfrau, die Mutter Gottes bewirkte, um zu zeigen, dass jener der sich ihr widersetzt, nichts ist als Spreu im Wind. Es ist nur gerecht, wenn die Strafe des Teufels denjenigen trifft, der Maria nicht ehrt. Es gab in der Straße ein Bild, ein so gutes Abbild der Heiligen Maria, dass man unter hundert anderen kein gleiches fand, so dass ein Jude versucht ward, es zu stehlen. Es ist nur gerecht, wenn die Strafe des Teufels denjenigen trifft, der Maria nicht ehrt. Zur Nacht verbarg er es unter seinem Umhang und brachte es in eine geheime Kammer. Dann setzte er sich daneben, doch der Raub wurde gerächt: Der Teufel tötete ihn und führte ihn in die Verdammung. Es ist nur gerecht, wenn die Strafe des Teufels denjenigen trifft, der Maria nicht ehrt. Als der Jude also tot und verdammt war entführte ihn der Teufel und ließ ihn verschwinden. Und alsbald kam ein wohlerzogener Christ und entfernte das Bild von diesem unreinen Ort. Es ist nur gerecht, wenn die Strafe des Teufels denjenigen trifft, der Maria nicht ehrt. 28. Nachdem der Heide alle Darlegungen angehört hatte... (Text) aus: Das Buch vom Heiden und den drei Weisen (1275) Ramon Lull Nachdem der Heide alle Darlegungen der drei Weisen angehört hatte, machte er sich daran, all das Gehörte nachzuerzählen, erst das, was der Jude gesagt, dann das, was der Christ gesagt und schließlich das, was der Sarazene gesagt hatte. Die drei Weisen hatten ihre Freude daran, zu erkennen, nicht zu einem Menschen ohne Herz und Ohren gesprochen zu haben. Nachdem der Heide nun alles nacherzählt hatte, erhob er sich und sein Verstand wurde vom Weg des Heils erleuchtet. Sein Herz fing an zu lieben und er betete zu Gott. Als die drei Weisen die glühende Gottesverehrung des Heiden sahen, fühlten sie sich überaus schuldig, denn sie erkannten, daß der Heide in kurzer Zeit zu einer Frömmigkeit gelangt war, die ihre eigene, die sie Gott doch schon so lange kannten, weit übertraf. 28. Nachdem der Heide alle Darlegungen angehört hatte... (Text) aus: Das Buch vom Heiden und den drei Weisen (1275) Ramon Lull Nachdem der Heide alle Darlegungen der drei Weisen angehört hatte, machte er sich daran, all das Gehörte nachzuerzählen, erst das, was der Jude gesagt, dann das, was der Christ gesagt und schließlich das, was der Sarazene gesagt hatte. Die drei Weisen hatten ihre Freude daran, zu erkennen, nicht zu einem Menschen ohne Herz und Ohren gesprochen zu haben. Nachdem der Heide nun alles nacherzählt hatte, erhob er sich und sein Verstand wurde vom Weg des Heils erleuchtet. Sein Herz fing an zu lieben und er betete zu Gott. Als die drei Weisen die glühende Gottesverehrung des Heiden sahen, fühlten sie sich überaus schuldig, denn sie erkannten, daß der Heide in kurzer Zeit zu einer Frömmigkeit gelangt war, die ihre eigene, die sie Gott doch schon so lange kannten, weit übertraf. 29. O flos flagrans... Codex Aosta (Geistliches Chanson) Jean Brassart (15. Jh.) 29. O flos flagrans... Codex Aosta (Geistliches Chanson) Jean Brassart (15. Jh.) O flos flagrans iam vernalis cuius ortus es regalis virgo plena gratia, miserorum specialis adjuvatrixque legalis es tu, dei filia. O Blume, leuchtend schon zur Frühlingszeit von königlicher Abkunft Jungfrau voll der Gnade, Vertraute und wahre Fürsprecherin der Elenden bist Du, Tochter Gottes. Te, supernorum regia, laudant sanctorum agmina, pia virgo maria. Dich Königin des Himmels, preisen die Himmlischen Heerscharen, Jungfrau Maria, die Du gottgefällig bist! Te laudantes hic in ima reple gratia divina nec non a tristitia. Serva nos et ad quieta duc in ultima dieta paradisi gaudia. Die (aber), die hier auf Erden dein Lob singen, erfülle sie mit göttlicher Gnade und lasse sie nicht in Verzweiflung. Beschütze uns und führe uns auf unserer letzten Reise den himmlischen Freuden zu. ' 30. Vergine bella... Trienter Kodices (Chanson), Text Petrarca Guillaume Dufay (1400 - 1474) 30. Vergine bella... Trienter Kodices (Chanson), Text Petrarca Guillaume Dufay (1400 - 1474) vergine bella, che di sol vestita, coronata di stelle al sommo sole, piacesti si, ch'in te sua luce ascose. Amor mi spinge a dir di te parole; Ma non so'n cominciar senza tua aita e di colui ch' amando in te si pose. Schöne Jungfrau, von Sonnenglanz umflossen mit Sternen gekrönt, so sehr gefielst du dem Allerhöchsten, dass in dir sein Licht er verbarg. Liebe drängt mich dein Lob zu singen doch weiß ich nicht zu beginnen ohne dich und die Hilfe dessen, der liebend sich in dich versenkte. Invoco lei, che ben sempre rispose chi la chiama con fede. Vergine, s'a mercede. Misera estrema de l'humane cose, già mai ti volse, al mio prego t'inchina, soccorri a la mia guerra ben ch'i sia terra e tu del ciel regina. Ich rufe sie an, die immer dem sich neigt, der vertrauensvoll sich an sie wendet. Jungfrau, höre mich! Die du in Güte stets herabgesehen auf Menschenleid und Elend voll Erbarmen, höre meine Bitte, eil' mir zu Hilfe in meiner Not wenn gleich ich hier auf Erden. du aber Königin im Himmel bist. 31. Ave mater o maria... Wiener und Innsbrucker Wolkensteinhandschrift Oswald von Wolkenstein (um 1377 - 1445) 31. Ave mater o maria... Wiener und Innsbrucker Wolkensteinhandschrift Oswald von Wolkenstein (um 1377 - 1445) Ave mater o maria pietatis tota pia sine te non erat via deploranti saeculo. Gratia tu nobis data quam fidelis advocata coeli tronis es praelata in aeterno solio. O maria tu solaris micans phebus, stella maris, Christo rege colletaris quam portasti utero. Plena dulcis medicina, tu, protegens a ruina, tu es portus, tu carina in omni periculo. Benedicta tu sanctarum consolatrix animarum per te patet lumen clarum deplorantis oculo. Tu in valle delictorum es occursus pecatorum tu das animas illorum Jhesu Christo domino. Dominus te mundi rosam preelegit speciosam te vocari preciosam precipit ab angelo. Fructus tuus est cunctorum consolacio sanctorum et est cibus beatorum in celi convivio. Jhesus sacris ventris fructus pie matris prece ductus sit nobis duc et conductus ad celestem patriam. Amen ultimo cantamus, in signum quod peroptamus quid quid vite peroptamus in orationibus. Gegrüßet seist Du Maria der Gnaden voll, ohne Dich kein Weg für die beklagenswerte Menschheit. In Gnade wardst Du uns gegeben als treue Fürsprecherin, Königin am Himmelsthron im ewigen Königreich. O Maria, Du im Strahlenkranz, Meerstern, Christo, dem König jubeltest Du zu als Du in Deinem Leib ihn trugst. Voll bist Du der süßen Medizin Du, die Du uns vor dem Untergang bewahrst. Du bist die (Himmels)tür, Du hilfst in jeder Gefahr. Du gesegnete unter den Heiligen, Seelentrösterin, durch Dich erstrahlt das helle Licht dem Auge des Erbärmlichen. Du kommst in diesem Jammertal zu Hilfe den Sündern und gibst ihren Seelen Christus den Herren. Als schönste Rose aller Welt hat Dich der Herr vorauserwählt, die Kostbare solltest Du genannt werden verkündete er durch den Engel. Deine Frucht ist der Trost aller Heiligen und die Speise aller Seligen in der himmlischen Gemeinschaft. Jhesus, Frucht des heiligen Leibes, der heiligen Mutter Fürbitten Bote sei unser Führer und Begleiter zum himmlischen Vaterland. Amen singen wir zuletzt, in diesem Zeichen erhoffen wir was immer wir vom Leben erbitten in unseren Gebeten. 32. Predigt: "Der Tanz ist ein Ring oder Zirkel, des Mittel der Teufel ist..." (Text) "corea est circulus cuius centrum est diabolus..." Deutsche Übertragung aus einer Wiener Handschrift des 15. Jahrhunderts Hieronymus von Prag (1416 in Konstanz verbrannt) Was Schaden tanzen bringt: 1 Der ummegehnde tanz ist ein ring oder cirkel, des mittel der tufel ist. Dann, der stift solich tänz, uf dass sich die unkuschen menschen ansehen, angriffen und miteinander reden, und dadurch entzundt werdent zur unkuschheit, und böse fleischlich begierde gewinnen, und gunst darzue gebben, und lust darinne haben, und verliern da all ir gueten werk, di si getan hant, und was si fürbaß tuent ist nie kein nutz zum ewigen lebben. Was Schaden tanzen bringt: 2 An dem tanz sind vil ursach zur sünde: Dann, die sengerinne an dem tanze, das sint priesterinne des tufels; und die ijne antwurten, das sint sin klosterfawen; und die darumme stent, sint leyenswestern und brüder oder des tufels pfarrelute; das tanzhus ist sin pfarrkirch; die pfifer unde lutensleher, das sint des tufels messener, die mit irn pfifen unde luten die anderen sammenrufent, als eben der messener tuet, oder der hirt, wann er mit sim horn das viehe sammenlokt. Und alle, die dabei stent und zusehent - das sint des tufels diener! 32. Predigt: "Der Tanz ist ein Ring oder Zirkel, des Mittel der Teufel ist..." (Text) "corea est circulus cuius centrum est diabolus..." Deutsche Übertragung aus einer Wiener Handschrift des 15. Jahrhunderts Hieronymus von Prag (1416 in Konstanz verbrannt) Was Schaden tanzen bringt: 1 Der ummegehnde tanz ist ein ring oder cirkel, des mittel der tufel ist. Dann, der stift solich tänz, uf dass sich die unkuschen menschen ansehen, angriffen und miteinander reden, und dadurch entzundt werdent zur unkuschheit, und böse fleischlich begierde gewinnen, und gunst darzue gebben, und lust darinne haben, und verliern da all ir gueten werk, di si getan hant, und was si fürbaß tuent ist nie kein nutz zum ewigen lebben. Was Schaden tanzen bringt: 2 An dem tanz sind vil ursach zur sünde: Dann, die sengerinne an dem tanze, das sint priesterinne des tufels; und die ijne antwurten, das sint sin klosterfawen; und die darumme stent, sint leyenswestern und brüder oder des tufels pfarrelute; das tanzhus ist sin pfarrkirch; die pfifer unde lutensleher, das sint des tufels messener, die mit irn pfifen unde luten die anderen sammenrufent, als eben der messener tuet, oder der hirt, wann er mit sim horn das viehe sammenlokt. Und alle, die dabei stent und zusehent - das sint des tufels diener! 33. Chaldivaldi Tanz aus einer Vysehrader Handschrift (14. Jh.) anonymus 33. Chaldivaldi Tanz aus einer Vysehrader Handschrift (14. Jh.) anonymus "Wie schon oben gesagt..." (Text) aus: Summa II, quaestio 168, Artikel 3 Thomas von Aquin (um 1225 - 1274) Spiel und Vergnügen - wie schon oben gesagt - sind notwendig für die Erhaltung des menschlichen Lebens. Alle Dienste jedoch, die zur Erhaltung des Menschen nützlich sind, dürfen für erlaubt angesehen werden. Daher ist auch der Dienst der MENESTRELS; der dazu bestimmt ist, den Menschen ein hervorragender Trost zu sein, nichts Unerlaubtes, solange diese nicht im Zustand der Sünde sind, und solange sie ihr Spiel mäßig betreiben, das heißt, wenn sie keine häßlichen Wörter verwenden, und wenn sie ihr Spiel nicht während der Arbeit beginnen oder zu verbotenen Zeiten. Und jene, die die MENESTRELS unterstützen, sündigen nicht! Vielmehr machen sie einen gerechten Handel, wenn sie ihnen für ihre Dienste gewähren was ihnen gebührt. "Wie schon oben gesagt..." (Text) aus: Summa II, quaestio 168, Artikel 3 Thomas von Aquin (um 1225 - 1274) Spiel und Vergnügen - wie schon oben gesagt - sind notwendig für die Erhaltung des menschlichen Lebens. Alle Dienste jedoch, die zur Erhaltung des Menschen nützlich sind, dürfen für erlaubt angesehen werden. Daher ist auch der Dienst der MENESTRELS; der dazu bestimmt ist, den Menschen ein hervorragender Trost zu sein, nichts Unerlaubtes, solange diese nicht im Zustand der Sünde sind, und solange sie ihr Spiel mäßig betreiben, das heißt, wenn sie keine häßlichen Wörter verwenden, und wenn sie ihr Spiel nicht während der Arbeit beginnen oder zu verbotenen Zeiten. Und jene, die die MENESTRELS unterstützen, sündigen nicht! Vielmehr machen sie einen gerechten Handel, wenn sie ihnen für ihre Dienste gewähren was ihnen gebührt.